Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13 - QB_10
DOI: 10.1055/s-0032-1323114

Palliativversorgung von Bewohnern im Pflegeheim – eine Herausforderung für die lernende Organisation

M Wiggermann 1
  • 1Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln, Altenhilfe, Köln, Germany

Laut Rahmenvereinbarung (§75 SGB XI) haben Pflegeheime den Auftrag die Pflegeleistungen im Sinne „aktivierender Pflege“ nach dem allgemeinen Stand der medizinisch-pflegerischen Erkenntnisse zu erbringen. Dies geschieht mit dem Ziel, die Pflegebedürftigkeit zu mindern oder einer Verschlimmerung sowie der Entstehung von Sekundärerkrankungen vorzubeugen. Ein Konzeptwechsel in der Pflege ist immer dann geboten, wenn diese Ziele nicht mehr erreicht werden können. Als „State of the Art“ gilt: Menschen, die an einer unheilbaren, progredienten Erkrankung in einem weit fortgeschrittenen Stadium leiden, palliativ zu versorgen.

In lernenden Organisationen ist das Optimieren von Planungs- und Ablaufprozessen sowie individuelles und gruppenbezogenes Lernen ein ständiger Wechselprozess. Die Einführung eines Assessmentbogens zur systematischen Erfassung des Bedarfs an symptomlindernder Pflege/Versorgung (Palliative Care) und eines Palliativen Pflegekonsils im Sinne kollegialer Beratung ermöglicht einen solchen Lernprozess. Der Anspruch, den individuellen Palliative Care Bedarf einzelner Bewohner zu erkennen und ihm Rechnung zu tragen, kann strukturell so gesichert werden. Dazu sind folgende Schritte erforderlich:

Schritt 1: Abklärung der organisatorischen Mindestvoraussetzungen

Schritt 2: Entwicklung eines Assessmentbogens Symptomlinderung zur Feststellung des palliativen Pflege- und Versorgungsbedarfs als Entscheidungshilfe

Schritt 3: Implementierung des Assessmentbogens Symptomlinderung

Schritt 4: Einführung des Palliativen Pflegekonsils

Fort- und Weiterbildung zur Verstetigung des Prozesses

Durch die Einführung eines palliativen Pflegekonsils und entsprechender interner Bildungsarbeit wird im Pflegeheim ein Lernprozess initiiert (oder unterstützt), der das Wissen und die Fähigkeiten der Pflegenden ohne Palliative Care Weiterbildung fortlaufend erweitert und darüber hinaus eine Hauskultur fördert, in der die Reflektion der Haltung selbstverständlich wird.