Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13 - KT_34
DOI: 10.1055/s-0032-1323035

Psychosoziale Arbeit in der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV)

M Janisch 1, 2, A Hoffmann 1, A Müller 1, 2
  • 1Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden Universitäts PalliativCentrum, Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV), Dresden, Germany
  • 2Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Brückenprojekt, Dresden, Germany

Patienten und deren Angehörige sind mit einer palliativen Diagnose oft schon hinreichend belastet. Hinzu kommen praktische Fragen nach einer adäquaten Versorgungsform und sozialrechtlichen Unterstützungsmöglichkeiten, die häufig erst nach der Krankenhausentlassung auftreten. Hier sind profunde Kenntnisse des Sozialrechts und der Versorgungsstrukturen erforderlich. Das Universitätsklinikum Dresden stellt für die SAPV eine 0,75 VK Sozialarbeit zur Verfügung.

Fragestellung: Welches Aufgabenprofil hat die Soziale Arbeit in der SAPV?

Methode: Die psychosoziale Arbeit in der SAPV wurde über einen Zeitraum von drei Monaten retrospektiv analysiert.

Ergebnisse: Von 132 Patienten, die in diesem Zeitraum in der SAPV versorgt wurden, benötigten 60 (45%) psychosoziale Beratung und/oder Koordination. Diese Patienten lebten zu Hause oder in einer Kurzzeitpflege. Meist benötigten Ehe- bzw. Lebenspartner (53%) oder andere Angehörige (17%) Unterstützung, nur bei 30% der Patient selbst. 69% der Kontakte erfolgten telefonisch, ansonsten im Hausbesuch oder Büro. Sozialrechtlich gab es häufig mehrere Themen (v.a. Pflege- und Krankenversicherung, finanzielle Absicherung, Vorsorgevollmacht, Schwerbehinderung). Themen wie Krankheitsverarbeitung oder zurückbleibende Minderjährige wurden aufgegriffen und – soweit möglich – an vorhandene Versorger (z.B. Hospizdienste, Psycho[onko]logen, Seelsorger) vermittelt.

Schlussfolgerung: Die Nachfrage nach psychosozialer Arbeit in der SAPV spiegelt wider, dass die Beratung durch den stationären Sozialdienst allein oft nicht ausreicht. Es gibt keine bzw. nur wenige niedrigschwellige, aufsuchende und schnell verfügbare Angebote, die zudem über palliatives Spezialwissen verfügen. Angesichts der komplexen Problemlagen reicht singuläres Wissen nicht aus. Die Einbindung ins SAPV-Team deckt Bedarfe zeitnah und umfassend auf. Verfügbare Versorgungsstrukturen werden dem SAPV-Ansatz entsprechend auch im psychosozialen Bereich genutzt und eingebunden.