Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13 - KT_10
DOI: 10.1055/s-0032-1323011

Auswirkungen einer stationären palliativmedizinischen Behandlung auf die Medikamentenverordnung – Eine retrospektive Analyse von 300 Patienten

K Weber 1, R Ehrhardt 1, M Bentz 1
  • 1Städtisches Klinikum Karlsruhe, Lehrkrankenhaus der Universität Freiburg, Medizinische Klinik III, Hämatologie, Onkologie, Palliativmedizin und Infektiologie, Karlsruhe, Germany

Fragestellung: Für Menschen, die unheilbar an einer fortgeschrittenen Krebserkrankung leiden, stellt Symptomlinderung zunehmend den wichtigsten Aspekt ärztlichen Handelns dar. Dementsprechend könnten sich durch eine palliativmedizinische Behandlung Anzahl und Art der verwendeten Medikamente ändern. Um den Einfluss der stationären palliativmedizinischen Behandlung auf die Medikamentenverordnung zu analysieren, führten wir eine retrospektive Studie an 300 Patienten durch.

Methodik: Wir werteten anhand der Patientenakte Daten von 300 Patienten aus, die von 2006 bis 2011 auf unserer Palliativstation behandelt und in den ambulanten Sektor entlassen wurden. Erfasst wurde die Medikation bei Aufnahme und Entlassung, unterteilt in symptomlindernde Medikamente (SL) und nicht-symptomlindernde Medikamente (nicht-SL). Als statistisch signifikant wurde gewertet, wenn sich der Anteil SL gemessen an der Gesamtmedikation um mindestens 10% ändert.

Ergebnisse: Die Gesamtzahl der Medikamente stieg von durchschnittlich 6,96 (bei Aufnahme) auf 9,28 (bei Entlassung), wobei SL von 3,70 auf 6,36 zunahmen und nicht-SL von 3,26 auf 2,92 abnahmen. Die Patienten haben nach einer stationären palliativmedizinischen Behandlung einen um 15,80% höheren Anteil SL an der Gesamtmedikation als zuvor (p<0,001). Die größte Zunahme erfährt der Anteil an Laxantien (+ 3,84%), gefolgt von Anxiolytika (+ 3,01%), Diuretika (+ 1,73%), Sedativa (+ 1,41%), Steroiden (+ 1,04%) und Opioiden (+ 0,92%). Der Anteil nicht-SL sinkt von 46,55% auf 31,09%.

Schlussfolgerung: Durch eine stationäre palliativmedizinische Behandlung erhöht sich die Gesamtzahl der verabreichten Medikamente. Dies ist durch eine Steigerung symptomlindernder Substanzen bedingt. Die Zahl anderer Medikamente sinkt leicht. Diese Daten können als Grundlage zur kritischen Analyse des Verordnungsverhaltens bei Palliativpatienten dienen.