Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13 - FV43
DOI: 10.1055/s-0032-1323000

Leitlinien zur palliativen Sedierungstherapie: eine systematische Auswertung unter besonderer Berücksichtigung ethischer und kommunikativer Herausforderungen

E Schildmann 1, J Schildmann 2
  • 1Klinik für Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie, Helios Klinikum Berlin-Buch, Berlin, Germany
  • 2Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin, Ruhr-Universität Bochum, NRW-Nachwuchsforschergruppe: „Medizinethik am Lebensende: Norm und Empirie”, Bochum, Germany

Fragestellung: Leitlinien zu palliativer Sedierungstherapie (PST) enthalten neben klinisch-medizinischen Inhalten auch Empfehlungen zum Vorgehen zu ethischen und kommunikativen Problemstellungen. In dieser Arbeit werden PST-Leitlinien hinsichtlich ethischer und kommunikativer Empfehlungen vorgestellt und diskutiert.

Methodik: Die Auswahl von Leitlinien zu PST erfolgte auf der Grundlage einer Literaturrecherche in den Datenbanken MEDLINE, EMBASE, PsycINFO, CINAHL und Cochrane library (Zeitraum 1950 bzw. Beginn der Datenbank bis November 2008). Die vergleichende Auswertung der PST-Leitlinien erfolgte unter Anwendung ausgewählter Kriterien des AGREE (Appraisal of guidelines for research and evaluation)-Instruments sowie ergänzender Kriterien zur Bewertung der ethisch und kommunikativ relevanten Inhalte.

Ergebnis: Es wurden fünf relevante PST-Leitlinien identifiziert. Das methodische Vorgehen zur Konsensfindung bezüglich der Formulierung der Empfehlungen wird systematisch lediglich in einer Leitlinie erläutert. In Bezug auf die den Empfehlungen zu ethischen und kommunikativen Aspekten zugrunde gelegten normativen Prinzipien und empirischen Daten liegen keine Informationen vor. Die Indikationsstellung einschließlich der Bewertung von Nutzen und Schaden der PST sowie die Gestaltung der Patientenaufklärung und Entscheidungsfindung sind Gegenstand aller ausgewerteten Leitlinien. Die jeweiligen Empfehlungen zum Umgang mit relevanten ethischen und kommunikativen Herausforderungen unterscheiden sich bezüglich des Umfangs und des Inhalts der jeweiligen Ausführungen.

Schlussfolgerung: Die fehlende Transparenz hinsichtlich der Erstellung von Formulierungen zu ethischen und kommunikativen Aspekten von PST-Leitlinien sowie die bestehenden inhaltlichen Unterschiede hinsichtlich ethischer und kommunikativer Herausforderungen der PST können als Ausgangspunkt für eine Diskussion über Qualitätskriterien für die Erstellung entsprechender Empfehlungen genutzt werden.