Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13 - FV17
DOI: 10.1055/s-0032-1322973

Wie erleben Kinder und deren Mütter bzw. Väter die Teilnahme an einer Trauergruppe? – Eine qualitative Untersuchung

F Röseberg 1, U Fülbier 1, M Lammertz 1, M Becker 2, M Kern 1, L Radbruch 2
  • 1Malteser Krankenhaus Bonn/Rhein-Sieg, Zentrum für Palliativmedizin, Bonn, Germany
  • 2Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Palliativmedizin, Bonn, Germany

Fragestellung: Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Teilnehmerperspektive von Kindern und deren Müttern bzw. Vätern, wie sie die Teilnahme an einer Trauergruppe erlebten, welche Gründe sie zur Teilnahme benannten und welche Wirkung sie der Trauergruppe nach zwei Jahren zuschrieben.

Methodik: Im Zeitraum von April 2005 bis Juli 2010 wurden insgesamt 107 Kinder aus 73 Familien und 64 Erwachsene im Projekt Trau Dich Trauern betreut. Zwei Drittel der Kinder hatte ein Elternteil verloren, ein Drittel trauerte um ein Geschwisterkind. Durchschnittlich nahmen die Teilnehmer ein Jahr nach dem Tod des Angehörigen an einer Gruppenintervention teil. Die Teilnehmerperspektive wurde mit Fragebögen mit offenen Antwortmöglichkeiten und halbstrukturierten Interviews erhoben, die inhaltsanalytisch ausgewertet wurden. In die Auswertung flossen die Angaben aus 70 Fragebögen ein (47 Kinder und Jugendliche, 23 erwachsene Gruppenteilnehmer), die einmalig im direkten Anschluss an die Gruppenteilnahme ausgefüllt wurden. Zusätzlich wurden nach mindestens zwei Jahren vier Familien interviewt, die an drei verschiedenen Gruppen im Zeitraum 2007 bis 2008 teilgenommen hatten (8 Kinder, 4 Erwachsene).

Ergebnisse: Die überwiegende Mehrheit der Kinder (45) und der Erwachsenen (20) bewertete die Teilnahme an der Gruppe positiv. Die Kinder hoben besonders das kreative Gestalten (34), den Austausch/die Gespräche (16) und die Gruppenatmosphäre (12) hervor. Die Erwachsenen benannten den Austausch über die Erlebnisse und über ihre Kinder (8), die Gruppenatmosphäre (7) und das Erzählen der Verlusterfahrung (5).

Schlussfolgerung: Trauerbegleitung im Gruppensetting nach dem Tod eines nahe stehenden Menschen wird sowohl von Kindern als auch von deren Müttern bzw. Vätern als hilfreich erlebt. Aus den Ergebnissen lassen sich Rückschlüsse auf Qualitätsstandards der familienorientierten Trauerbegleitung ziehen.