Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13 - FV16
DOI: 10.1055/s-0032-1322972

Palliation und Rehabilitation bei geriatrischen Patienten – Abgrenzungskriterien und Gemeinsamkeiten

M Warnach 1, MA Schaudig 1, R Sondersorg 1
  • 1Wichernkrankenhaus – Ev. Johannesstift, Berlin, Germany

Die Lebenserwartung geriatrischer Patienten liegt oft unter 1 Jahr – nicht nur bei malignen Erkrankungen, sondern bspw. auch bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz als führender Diagnose. Viele Patienten haben neben funktionellen Einschränkungen häufig belastende Symptome wie Schmerzen, Appetitlosigkeit, Angst, Depression. Die relative Todesnähe, Symptombelastung und die reduzierte Lebensqualität erschweren in der Klinik die Entscheidung, ob jeweils ein rehabilitativer oder palliativer Behandlungsansatz angemessen ist. Welche Kriterien können für solche Entscheidungen maßgeblich sein? Während die Indikationskriterien für eine geriatrische Rehabilitation definiert sind, sind solche für eine komplex-palliativmedizinische Behandlung bisher wenig diskutiert.

Im Jahre 2011 haben wir in unserer geriatrischen Klinik 72 Patienten komplex-palliativmedizinisch behandelt. Diese Daten liegen nun vor. Zunächst stellen wir die von uns konzeptionell entwickelten Indikationskriterien vor, entlang derer wir die Entscheidung für eine komplex-palliativmedizinische Behandlung treffen. Bei der Auswertung der Daten, zeigt sich, dass die „Palliativpatienten“ sich in zwei Gruppen teilen: in jene, die trotz der fortgeschrittenen Erkrankung von Elementen einer rehabilitativ-funktionellen Therapie profitieren und jene, bei denen der Krankheitsprozess meist fortgeschrittener ist. Auch wenn bei letzteren Symptomkontrolle und Sterbebegleitung im Vordergrund stehen, profitieren auch sie z.B. von Krankengymnastik. Welche Elemente der rehabilitativen Therapie wurden angewandt? Welche Ziele haben wir formuliert? Welche Auswirkungen hat dieser Ansatz auf die Lebensqualität der Patienten?

Die Ergebnisse zeigen, dass geriatrische Palliativpatienten über den unmittelbar palliativmedizinischen Ansatz von einer rehabilitativ-funktionellen Therapie profitieren und diese nach Auffassung der Autoren für eine optimale Versorgung konzeptionell und praktisch weiterentwickelt werden sollten.