Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13 - A50
DOI: 10.1055/s-0032-1322940

Stationäre Hospize im Spannungsfeld zwischen „Leben bis zuletzt“ und „Schöner sterben“ Ein Erfahrungsbericht aus der pflegerischen Praxis

H Walper 1, K Theißing 1
  • 1Christophorus Hospiz, München, Germany

„Sie sind bis zum letzten Augenblick wichtig und wir werden alles tun, damit sie nicht nur in Frieden sterben sondern in Würde bis zum Ende leben.“ Dieses Zitat von Cicely Saunders beschreibt die ursprüngliche Grundhaltung der Hospizbewegung.

Anhand von zwei Beispielen aus dem stationären Hospiz möchten wir von Veränderungen in der Hospiz- und Palliativlandschaft und ihren Auswirkungen auf unsere Situation als Pflegende berichten. Wir gehen der Frage nach, ob die derzeitigen Entwicklungen einem Paradigmenwechsel in der Hospizbewegung entsprechen.

Die Anzahl der bei uns aufgenommenen Menschen steigt in den letzten Jahren kontinuierlich an, die durchschnittliche Verweildauer dagegen nimmt deutlich ab. Aufenthalte von wenigen Stunden bis zu wenigen Tagen sind nicht mehr die Ausnahme.

Gleichzeitig beobachten wir seit dem Urteil des Bundesgerichtshofs zu Grundsatzfragen der Sterbehilfe 2010 einen Anstieg der Anfragen, die den Behandlungsabbruch und die daraus folgende Sterbebegleitung nicht mehr entscheidungsfähiger Menschen auf unserer Station durchgeführt sehen wollen.

Schließlich stellen wir Pflegenden im Austausch miteinander fest, dass wir in unserer Pflegetätigkeit zunehmend mit der Frage nach Sterbehilfe und terminaler Sedierung konfrontiert sind.

Wir zeigen die Motivation Pflegender auf, die sich für die Arbeit in einem stationären Hospiz entschieden haben.

Als Pflegende wollen wir andere ermutigen, sich in aktuelle Debatten einzumischen und den ethischen Diskurs immer wieder aufzunehmen, um Hospize als Orte des Lebens zu bewahren und nicht zu reinen Sterbehäusern werden zu lassen.

Wir wollen sensibilisieren für die Auswirkungen gegenwärtiger Entwicklungen auf die Motivation und das Selbstbild der Pflegenden im stationären Hospiz.