Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13 - A8
DOI: 10.1055/s-0032-1322898

Palliative Care bei geistiger Behinderung

R Bruhn 1, B Straßer 2
  • 1Malteser Hilfsdienst e.V., Hospiz-Zentrum Bruder Gerhard, Hamburg, Germany
  • 2Caritasverband der Erzdiözese München und Freising e.V., München, Germany

Zunehmend altern und sterben Menschen mit geistiger Behinderung in Einrichtungen der ambulanten und stationären Behindertenhilfe. Themen wie Tagesgestaltung im Seniorenalter, Versorgung bei (schwerer) Krankheit, Abschied, Tod und Trauer begleiten diese Entwicklung. Palliative Care kann und soll somit ein Angebot werden, das auch Menschen mit geistiger Behinderung zur Verfügung steht. Die Perspektive von Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Bedürfnisse am Lebensende, im Abschiednehmen und in der Trauer müssen verstärkt in den Fokus rücken und in Wohn- und Betreuungsformen für Menschen mit geistiger Behinderung thematisiert werden.

Menschen erleben Krankheit, Tod und Trauer sehr individuell. Auch Menschen mit einer geistigen Behinderung erfahren Verluste und trauern dabei auf ihre eigene Art und Weise, die nicht wesentlich von Menschen ohne Behinderung abweichen muss. Das Verständnis von Krankheit, Sterben und Tod und das Trauerverhalten bei Menschen mit geistiger Behinderung können sich andererseits auch stark von der Allgemeinbevölkerung unterscheiden. Ein Fachwissen dazu, als auch eine verstehende Kommunikation und eine multiprofessionelle, interdisziplinäre Teamarbeit sind dabei wichtige Faktoren für eine gelingende Begleitung.

Gleichzeitig ist das Sterben eines Menschen mit Behinderung immer auch ein gemeinsamer Weg und kollektiver Trauerprozess der Mitarbeiter, Mitbewohner und Angehörigen. Auch das Bezugssystem benötigt eine individuelle, bedürfnisorientierte Begleitung. Umgekehrt leistet es einen wichtigen Beitrag in der Begleitung des Menschen mit geistiger Behinderung, z.B. wenn es um die Erfassung von Behandlungswünschen oder des mutmaßlichen Willens bezüglich medizinischer Eingriffe geht.

Viele größere und kleinere Träger der Behindertenhilfe als auch aus dem Hospiz- und Palliativbereich sind auf einem gemeinsamen Weg, Palliative Care für Menschen mit geistiger Behinderung zu etablieren sowie spezialisierte Schulungen anzubieten.