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DOI: 10.1055/s-0032-1322851
Physiotherapie bei kritisch kranken Patienten mit schwerer Sepsis oder septischem Schock
Hintergrund: Das Bild kritisch kranker Patienten mit schwerer Sepsis oder septischen Schock auf Intensivstationen (ITS) wird von Immobilität und Bettruhe bestimmt. Eine wesentliche Folge ist die zunehmende physische Dekonditionierung der Patienten während ihres ITS-Aufenthaltes, die den klinischen aber auch ambulanten Krankheitsverlauf erheblich beeinflusst. Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, stellt die frühe physiotherapeutische Intervention (PTI) eine Therapiestrategie in der Behandlung dieser Patienten dar. Ziel: In zwei unabhängigen Studien sollte erfasst werden, inwieweit die frühe PTI in das Behandlungskonzept bei septischen Patienten am Universitätsklinikum in Jena implementiert ist und ob die Häufigkeit der PTI den akuten Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann (Studie I, retrospektiv). Darüber hinaus wurde erhoben, welche physiotherapeutischen Maßnahmen angewendet und welche Therapieziele dabei verfolgt werden (Studie II, prospektiv). Ergebnisse: Retrospektiv wurden 16.041 Patienten analysiert, wobei 999 die Kriterien für schwere Sepsis oder septischen Schock erfüllten. Die Mortalitätsrate septischer Patienten betrug 30,8% und die mittlere ITS-Liegedauer 12 Tage. Insgesamt wurden 9.476 PTI angewendet, die auf 77% der Patienten entfielen. Die PTI-Rate (PTI/Liegedauer) bei Patienten mit schwerer Sepsis oder septischen Schock betrug 42%. Regressionsanalysen zeigten auf, dass die PTI-Rate ein starker Prädiktor für die ITS-Mortalität ist. Als wichtigste Therapieziele konnten prospektiv die Prophylaxe/Therapie von Kontrakturen und Pneumonien erhoben werden, wobei passive Mobilisierungsmaßnahmen, die Atemtherapie und Lagerungstherapie am häufigsten angewendet wurden. Schlussfolgerung: Erstmalig wurde die Implementierung von physiotherapeutischen Maßnahmen und deren mögliche Auswirkungen bei Patienten mit Sepsis analysiert. Hieran sollten sich weitere Studien anschließen.