Ultraschall Med 2012; 33 - A704
DOI: 10.1055/s-0032-1322697

Die Gesichtsratio bei euploiden und aneuploiden Feten im zweiten und dritten Trimenon

KO Kagan 1, B Yazdi 1, H Abele 1, M Schaelike 2, A Kossakiewicz 2, H Hoopmann 1
  • 1UniversitätsFrauenklinik Tübingen
  • 2Praxis für Pränatalmedizin Praenatal.com, Nürnberg

KOKagan@gmx.de

Ziel:

Feten mit Trisomie 21 weisen häufig eine nach dorsal verlagerte, hypoplastische Maxilla und ein pränasales Ödem auf. In dieser Studie soll untersucht werden, ob das Verhältnis beider Charakteristika (Gesichtsratio) im Aneuploidie-Screening nach der 16. SSW Anwendung finden könnte.

Patienten und Methode:

Zur Bestimmung der normalen Gesichtsratio wurde diese retrospektiv bei 247 euploiden Feten mit unauffälligem Schwangerschafts-Outcome gemessen. Die DICOM-Bilder, die zur Messung verwendet wurden, entstammten pränatalmedizinischen Routine-Untersuchungen, die in der Abteilung für Pränatalmedizin der Universitäts-Frauenklinik Tübingen 2011 erhoben wurden. Diese wurde mit der Gesichtsratio von 91 Feten mit Trisomie 21, 42 Feten mit Trisomie 18 und 14 Feten mit Trisomie 13 verglichen. Die ebenfalls retrospektiv beurteilten Bilder wurden während pränatalmedizinischen Untersuchungen an der Universitäts-Frauenklinik Tübingen (n=119) und der Schwerpunktpraxis Pränatal.com in Nürnberg (n=28) erhoben. Die Messungen wurden nur an Bildern mit midsagittaler Darstellung des Gesichts durchgeführt. Die Messung wurde wie folgt erhoben: Zunächst wurde eine Tangente an den ventralen Rand der Mandibula und Maxilla angelegt und diese kranial verlängert. Anschließend wurde der kürzeste Abstand zwischen dem kaudalen Rand des Os frontale und der Haut (D1, pränasale Dicke) sowie in Verlängerung der Abstand zwischen der Haut und der gezogenen Linie (D2) gemessen. Die Gesichtsratio als D2/D1 bei aneuploiden Feten wurde mithilfe eines Mann-Whitney-U-Tests mit der der euploiden Feten verglichen.

Ergebnisse:

Das Normkollektiv umfasste 247 Feten mit einem medianen Gestationalter von 21,1 (Range 15,0–40,0) SSW. Die Ratio war unabhängig von den Kopfmaßen und dem Gestationsalter. Der Median der Gesichtsratio bei euploiden Feten lag bei 0,9. Bei Feten mit Trisomie 21, 18 und 13 lag die Gesichtsratio bei 0,10, 0,25 und 0,40 (T21 und T18, signifikanter Unterschied p<0,0001, T13p=0,122). In 74,7%, 64,3% und 50,0% der Feten mit Trisomie 21, 18 und 13 lag die Gesichtsratio unterhalb der 5. Perzentile.

Zusammenfassung:

Eine Reduktion der Gesichtsratio kann ein Hinweiszeichen auf eine Chromosomenstörung darstellen.