Lege artis - Das Magazin zur ärztlichen Weiterbildung 2012; 2(3): 141
DOI: 10.1055/s-0032-1322577
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Von der Theorie zur Praxis

Daniela Erhard
,
Peter Galle
,
Götz Geldner
,
Alfred Königsrainer
,
Frank-Gerald Pajonk
,
Julia Rojahn
Further Information

Publication History

Publication Date:
10 July 2012 (online)

Liebe Leserin, lieber Leser,

schon Seneca kritisierte: Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir. Dabei sollte es doch anders herum sein. Reform- und Modellstudiengänge wie „HannibaL“ an der Medizinischen Hochschule Hannover versuchen, genau das umzusetzen: Dort ist die Praxis von Anfang an genauso wichtig wie die Theorie. Die Regel ist das jedoch noch nicht.

An vielen Universitäten zählen einzelne Stichworte in der Prüfung immer noch mehr als ganze Antwortsätze. Wer Dinge richtig beschreibt, aber den Fachbegriff nicht nennt, kassiert Punktabzüge. Und ganze Generationen von Ärzten haben sich durch die Fragen und Antworten des IMPP gekreuzt, um später festzustellen: In der Realität sind die Fälle oft weniger eindeutig – und der Patient hat andere Bedürfnisse als die fachterminologisch einwandfrei formulierte Diagnose.

Auch der kürzlich erschienene Medizinerreport 2012 bestätigt: Bislang bereiten Universitäten ihre Medizinstudenten nur bedingt auf ihren späteren Beruf vor. In 6 Jahren Regelstudienzeit lernt man offensichtlich viel fürs Examen – aber nicht genug für die Praxis. Über die Hälfte der Ärzte des Abschlussjahrgangs 2009 bescheinigt sich 1 Jahr nach dem Examen Kompetenzdifizite. Absolventen anderer Studiengänge fühlen sich da besser ausgebildet.

Nachholbedarf sehen die Ärzte vor allem in den Bereichen

  • Fachwissen und dessen Anwendung auf neue Probleme,

  • Verantwortung übernehmen,

  • Zeitmanagement und

  • Organisationsfähigkeit.

Das klingt zunächst einmal frustrierend, ist aber kein Grund, an sich zu zweifeln. Denn die meisten dieser Lücken schließen sich innerhalb von 5 Jahren nach dem Ende des Studiums: So bezifferten von den Absolventen des Jahrgangs 2001 nur noch 14 von ursprünglich 43 % ihre Fachwissendefizite als groß – auch wenn die Mehrheit weiterhin Nachholbedarf verspürte. In den übrigen Bereichen fühlten sich die Ärzte nun aber überwiegend adäquat oder besser für Ihre Tätigkeit vorbereitet. Die Weiterbildung übernimmt hier also eine wichtige Aufgabe – und bringt Ihnen mehr als nur einen Facharzttitel: Erfahrung und mehr Souveränität.

Deshalb teilen unsere Autoren auch in diesem Heft wieder ihre Erfahrungen mit Ihnen und geben Ihnen zahlreiche Tipps für den Klinikalltag. Probieren Sie sie doch gleich mal aus!

Mit herzlichen Grüßen

Ihre Herausgeber und Ihre Redaktion

Herausgeber

P. Galle, Mainz

G. Geldner, Ludwigsburg

A. Königsrainer, Tübingen

F.-G. B. Pajonk, Göttingen

Experten-Panel

P. Berlit, Essen

S. Bleich, Hannover

J. Bossenmayer, Stuttgart

H.- P. Bruch, Lübeck

M. Christ, Nürnberg

B. Debong, Karlsruhe

T. Hemmerling, Montreal

D. F. Hollo, Celle

J. Riemann, Ludwigshafen

Schlichtungsstelle für Arzthaftpfl icht-fragen der norddeutschen Ärzte-kammern, Hannover

Redaktion

Dr. Daniela Erhard

Georg Thieme Verlag KG

Rüdigerstraße 14 xxx 74069 Stuttgart

E-Mail: legeartis@thieme.de