Im OP 2012; 2(05): 193
DOI: 10.1055/s-0032-1322576
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schöner Job – aber wer hilft eigentlich uns, wenn es brennt?

Gisela Schwab
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Publication Date:
12 December 2012 (online)

Jeder einzelne Mitarbeiter im OP muss immer wieder Großes leisten: Nahezu täglich sind wir mit lebensgefährlichen Krankheiten, Notfällen und schweren Schicksalen konfrontiert – und doch haben wir gelernt, wie Uhrwerke zu funktionieren. Wir arbeiten schnell und zielgerichtet, egal ob wir gerade aufräumen oder bei einem Polytrauma assistieren. Aber die Belastung geht an niemandem spurlos vorüber. Eine der schlimmsten Situationen ist sicher, wenn uns ein Patient unter unseren Händen stirbt. Die ganz normale, menschliche Reaktion wäre: alles hinschmeißen, versuchen, das Unmögliche zu begreifen, warten bis der Schock vorübergeht. Dann vielleicht: sich vorsichtig wieder aufraffen, nach vorne schauen, gemeinsam konzentriert weitermachen.

Jeder weiß, dass es so nicht ist und in einem System mit endlichen Ressourcen nicht sein kann. Trotzdem bleiben berechtigte Fragen: Wer kümmert sich eigentlich um die Mitarbeiter, die großen psychischen Belastungen ausgesetzt sind? In welchem sinnvollen Rahmen können Gefühle wie Ohnmacht, Schock und Trauer ihren Platz finden? Wie kann ein angemessener Umgang mit Tod und schwierigen Schicksalen aussehen? Hier ist auch die Weitsicht des Arbeitgebers gefragt, der Angebote zur Entlastung und Aufarbeitung aktiv anbieten kann. Denn es stimmt zwar: Gefühle kann sich auf der Arbeit niemand leisten. Aber genauso stimmt es, dass wir krank werden, wenn wir alles immer nur verdrängen müssen.

In diesem Heft greifen wir wieder einige „heiße Eisen“ an – so auch den Umgang mit dem Tod in unserer Reportage ab Seite 196. Das Schöne: Für die meisten Probleme gibt es auch gute Lösungsvorschläge und Ideen. Wir müssen uns nur darauf einlassen!

Ihre
Gisela Schwab