Z Gastroenterol 2012; 50 - K23
DOI: 10.1055/s-0032-1322380

Ulceröse Colitis durch Infektion mit enterotoxinbildendem Staphylokokkus aureus

MJ Farnbacher 1, G Hosters 1, T Schneider 1
  • 1Medizinische Klinik 2, Klinikum Fürth; Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Erlangen-Nürnberg

Kasuistik:

Nach Genuß von “Obatzten” auf einer Familienfeier im April 2008 entwickelte ein damals 72-jähriger internistisch gesunder Patient persistierende Diarrhoe. Mehrere Familienmitglieder, die ebenfalls davon gegessen hatten, litten unter identischen, jedoch sellbst limitierenden Symptomen. Es folgten 5 stationäre Krankenhausbehandlungen bei persistierender Diarrhoe: IV/08: Erstmanifestation einer Abs. Arrhythmie mit V.a. ischämische Colitis; VI/08: Cardiale Dekompensation bei Abs. Arrhythmie. Erfolglose Kardioversion; VII/08: Mediainsult rechts mit Sturz und traumatischer SAB; VIII/08: REHA: Persistenz der Diarrhoe mit progredientem körperlichen Verfall; IX/08: Unklares Schockgeschehen. Stationäre Aufnahme in unserer Abteilung im November 2008 im Bild einer fortgeschrittenen exsudativen Enteropathie mit Eiweißmangelödemen, Ascites, Pleuraergüssen und marastischen Ernährungszustand (BMI 17Kg/m2).

Laborwerte: BKS 47/82mm n.W., Hb 8,6g/dl, Leuko 25.700/µl, CRP 11,6mg/dl, Segmentkernige 94%, Albumin 885mg/dl, Euthyreose. Negative Befunde für Brucellose, Leptospirose, Kryptokokkus, Mikrosporidiose, Transglutaminase-IgA-AK, ANA, HAV-AK, CMV, EBV, HIV. Normwerte für Glucagon, VIP, Gastrin. Stuhlelastase >200µg/g Stuhl. Stuhl-Mikrobiologie: Keine Wurmeier oder Parasiten, Kryprosporidien, Amöbenzysten. Keine Rotaviren, Clostridientoxin A/B, Salmonellen, Shigellen, Yersinien, Campylobakter oder säurefeste Stäbchen. Nachweis von Candida spezies. Mendel Mantoux: negativ.

Bildgebung: Sonographisch mittelgradiger Ascites, massives Colonwandödem. Coloskopie: Ulceröse Pancolitis, histologisch am ehesten infektöser Genese. CMV-DNA negativ.

Gastroskopie: Soorösophagitis, sonst unauffällig. Histologisch kein Nachweis von Zoeliakie, M. Whipple oder Lambliasis.

Verlauf: Bei Beschwerdepersistenz trotz intensiver symptomatischer Therapie konnten nochmalige Stuhlkulturen auf einem Spezialnährmedium (Mannit-Salz-Agar) Staphylokokkus aureus in Reinkultur nachweisen. Im Erregerisolat wurde im Robert-Koch-Institut pänotypisch und genotypisch ein enterotoxinbildender Stamm (Enterotoxin A/Toxic-Shock-Syndrom Toxin 1) festgestellt. Nach antibiogrammgerechter Antibiotikatherapie kam es zu rascher klinischer Remission und substantieller Besserung des endoskopischen Bildes.

Schlussfolgerung:

Bei schwerer chronischer ulceröser Kolitis sollte auch an eine persistierende Infektion mit enterotoxinbildenden Staphylokokken gedacht werden. Der Nachweis gelingt nach Kultur auf Spezialnährmedien und nachfolgender Genotypisierung am Erregerisolat.