Gesundheitswesen 2012; 74 - A127
DOI: 10.1055/s-0032-1322113

Dienstleistungsproduktivität in der Krankenhauspflege – Konzeptionelle Grundlagen einer Produktivitätsbetrachtung

D Thomas 1, N Trachte 1, J Wasem 1
  • 1Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen

Hintergrund: Die Gesundheitswirtschaft gilt als eine der größten und wachstumsstärksten Dienstleistungsbranchen in Deutschland. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und der Veränderung bzw. Verdichtung von Arbeitsbedingungen bedarf die Gesundheitswirtschaft als Jobmotor Nr.1 speziell im Hinblick auf die Produktivität der Krankenhauspflege, als einer der größten Arbeitsmärkte, der besonderen Aufmerksamkeit. In stationären Einrichtungen in Deutschland liegt diese, bislang gemessen an Patientenentlassungen pro Pflegekraft, im OECD-Vergleich an der Spitze, jedoch bleiben die Auswirkungen auf die Pflegequalität und die Belastungen des Pflegepersonals unberücksichtigt Faktoren die jedoch entscheidend zur Produktivität eines Krankenhauses im Gesamtkontext beitragen. Die Zielsetzung dieser Untersuchung ist daher die Entwicklung eines integrierten Produktivitätsmodells für die Krankenhauspflege, das gleichermaßen qualitative wie quantitative Aspekte der Pflegeproduktivität berücksichtigt.

Methodik: Anhand von systematischen Literaturrecherchen wurden die konzeptionellen Grundlagen der allgemeinen Dienstleistungsproduktivität analysiert und der aktuelle Forschungsstand zum Thema Krankenhauspflegeproduktivität erarbeitet. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen wurden pflegespezifische Inputs, Prozesse und Outputs identifiziert und in einem Produktivitätsmodell integriert. Dabei wurden sowohl die Wirkungsbeziehungen zwischen den einzelnen Parametern, als auch Einflussfaktoren auf die Pflegeproduktivität berücksichtigt.

Ergebnisse: Als geeigneter Rahmen für ein Modell der Krankenhauspflegeproduktivität wurde der konzeptionelle Ansatz von Grönroos/Ojasalo identifiziert. Die Grundstruktur des Modells wurde schrittweise auf den Untersuchungskontext der Krankenhauspflege angepasst. Dazu wurden sowohl Erkenntnisse aus der allgemeinen Dienstleistungsforschung neu auf die Krankenhauspflege adaptiert, als auch Erkenntnisse aus der internationalen Pflegeforschung in den Untersuchungskontext eingebettet. Besondere Herausforderungen bestanden dabei insbesondere bei der Identifikation relevanter Einflussgrößen der Krankenhauspflegeproduktivität sowie bei der Erarbeitung pflegesensitiver Outputs/Outcomes. Am Ende der Untersuchung steht ein Produktivitätsmodell, das als Basis für weitere Untersuchungen zur Produktivität in der Krankenhauspflege in Deutschland dienen kann.

Diskussion/Schlussfolgerungen: Die Forschungsthematik zur Krankenhauspflegeproduktivität ist allgemein noch eine sehr junge Disziplin, die in Deutschland bisher wenig Berücksichtigung fand. Die in dieser Untersuchung erarbeiteten konzeptionellen Grundsätze basieren auf etablierten Überlegungen der Dienstleistungsforschung und wurden auf den spezifischen Untersuchungskontext der Krankenhauspflege übertragen. Somit stellt das vorliegende Produktivitätsmodell eine bisher noch nicht vorhandene Kombination aus allgemeiner Dienstleistungsforschung und Pflegeforschung dar. Durch die Operationalisierung der einzelnen Komponenten (Inputs und Outputs) kann das Modell als Bezugsrahmen für empirische Forschungsarbeiten genutzt werden.