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DOI: 10.1055/s-0032-1322025
Subjektiver vs. objektiver sozialer Status und gesundheitliche Ungleichheit
Hintergrund: In den letzten Jahren wurden zur Messung des sozialen Satus neben objektiven auch subjektive Maße entwickelt. Während erstgenannte Merkmale wie Bildung, beruflicher Status und Einkommen berücksichtigen, dürfen sich bei letztgenannter die Befragten selbst einer sozialen Statusgruppe zuordnen. Der Vorteil des subjektiven sozialen Status (SSS) wird darin gesehen, dass sich neben den Merkmalen des objektiven sozialen Status auch Gefühle von Benachteiligung und unfairer Behandlung abbilden, die zu erheblichen gesundheitlichen Belastungen führen können. Dies müsste sich in höheren Zusammenhängen zwischen subjektivem sozialem Status und Gesundheit zeigen.
Methode: In einer Online-Befragung von Studierenden (Januar 2012) wurden neben standardisierten Instrumenten zur Messung von Gesundheit (Lebenszufriedenheit, psychische und körperliche Beschwerden, Depressivität) und spezifischen Gesundheitsverhaltensweisen (Substanzkonsum, Ernährung und körperliche Aktivität) auch der objektive und subjektive soziale Status erhoben.
Ergebnisse: Daten von 860 Studierenden zu den o.g. Inhaltsbereichen konnten in den Analysen berücksichtigt werden. Deskriptive Analysen zeigen den erwartbaren Befund, dass untere soziale Milieus unter Studierenden unterrepräsentiert sind. Dass beide Messungen (subjektiv/objektiv) den gleichen Sachverhalt (sozialer Status) abbilden, wird durch die unerwartet geringe Korrelation zwischen diesen beiden Indikatoren (r=0,45) nicht gestützt. Dies zeigt sich aber nicht in den Korrelationen mit den Gesundheitsmaßen hier variiert der subjektive soziale Status gleichsinnig, manchmal nur marignal höher der objektive soziale Status (r >0,1und r <0,2).
Diskussion: Die Ergebnisse der Analysen stellen einerseits die Validität der Messung des subjektiven sozialen Status in Frage, andererseits den inhaltlichen Zugewinn, da die Zusammenhänge zwischen beiden Indikatoren und den Gesundheitsmaßen ähnlich sind. Dringend gefordert sind Validierungsstudien, die den Nachweis führen, dass die subjektive und objektive Messungen tatsächlich das gleiche Konstrukt, den sozialen Status abbilden.
Literatur:
Hegar, R. & Mielck, A. (2010). „Subjektiver sozialer Status“. Prävention und Gesundheitsförderung, 5 (4), 389–400.