Rofo 2012; 184(11): 985
DOI: 10.1055/s-0032-1318963
Brennpunkt
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diagnostik von Posttransplantations-Pneumonien – Am häufigsten sind bakterielle Pneumonien und Mischinfektionen

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
26. Oktober 2012 (online)

Nach einer Nierentransplantation sind die Patienten besonders durch Lungeninfektionen gefährdet, die einen der Hauptgründe für Transplantatverlust und Todesfälle darstellen. Die Arbeitsgruppe um T. Jiang aus Shanghai, China, untersuchte retrospektiv klinische Parameter, Erregerspektrum und CT-Befunde bei solchen pulmonalen Infektionen, um zukünftig eine frühere Diagnose zu ermöglichen.

Eur J Radiol 2012; 81: 1347–1352

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Laut den Autoren sind mehr als drei Viertel aller Pneumonien nach Transplantationen auf bakterielle Infektionen oder Mischinfektionen zurückzuführen. Im Bild zu sehen ist das klassische „Tree-in-Bud-Zeichen” bei einem immunsupprimierten Patienten mit Pneumokokken-Pneumonie. Die kleinknotigen Veränderungen liegen zentrilobulär und haben typischerweise keinen Kontakt zur Pleura. Sie werden durch sich aufzweigende Verdichtungen miteinander verbunden. Zusätzlich zeigt sich auch eine Wandverdickung (Pfeile) in den größeren Bronchien (Bild: Jacobi V, Lehnert T, Thalhammer A. Radiologie up2date 2009; 9: 359–384).

Am häufigsten treten Lungeninfektionen in den ersten 1 bis 6 Monaten nach der Transplantation auf, was mit der starken Immunsuppression in diesem Zeitraum in Zusammenhang gebracht wird. Die High-Resolution-CT (HRCT) gilt als wichtige Methode zum Nachweis früher Posttransplantations-Pneumonien – es gibt allerdings Überlappungen zwischen viralen, bakteriellen und Pilz-Infektionen.

Ausgewertet wurden die Daten von 446 Patienten, die innerhalb von 10 Jahren nach einer Nierentransplantation eine gesicherte Pneumonie entwickelt hatten. Von 89 Patienten standen auch komplette CT-Datensätze zur Verfügung, die in Bezug zu den nachgewiesenen Erregern bei diesen Patienten gestellt wurden.

Am häufigsten traten die Lungeninfektionen in den ersten 3 Monaten auf (47,5% der Patienten) mit einem Gipfel im 3. Monat nach der Transplantation. 120 Patienten (26,9%) erkrankten mehr als 1 Jahr nach dem Eingriff. 28 Patienten (6,3%) verstarben an der Pneumonie.

Am häufigsten waren die Lungeninfektionen bakteriell bedingt (38,2%), dicht gefolgt von Mischinfektionen (38,2%). Reine Pilzinfektionen fand man in 10,1% der Fälle, Virusinfektionen in 5,6% und TBC-Infektionen in 7,9%. Der Zeitpunkt der Infektion schien eine wichtige Rolle beim Erregerspektrum zu spielen: Im 1. Monat nach der Transplantation wurden überwiegend Mischinfektionen beobachtet, vom 1. bis zum 6. Monat hielten sich Mischinfektionen und bakterielle Infektionen die Waage. TBC-Fälle traten meist erst nach 1 Jahr auf.

Im HRCT zeigten sich eine ganze Reihe von Befunden, die sich aber nicht mit einem bestimmten Pathogen in Verbindung bringen ließen. Am häufigsten (61,8%) fand man Milchglas-Opazitäten, gefolgt von

  • retikulären oder linearen Verschattungen (58,4%),

  • knotigen Veränderungen (58,4%),

  • Konsolidierung (55,1%),

  • Pleuraverdickung (42,7%),

  • bronchovaskuläre Verdickung (24,7%),

  • Pleuraerguss (23,6%) und

  • Blütenzweig-Phänomen (14,6%).

Die Prävalenz des Blütenzweig-Phänomens unterschied sich signifkant (p = 0,04) zwischen bakteriellen Infektionen und TBC, ansonsten gab es keine statistisch signifikanten Unterschiede in den HRCT-Manifestationen.

Fazit

Mehr als drei Viertel aller Pneumonien nach Transplantationen sind laut Studienergebnis auf bakterielle Infektionen oder Mischinfektionen zurückzuführen. Im 1. Monat nach dem Eingriff stehen Mischinfektionen ganz im Vordergrund. Das HRCT erlaube zwar eine frühe Diagnose, gäbe aber wenig Hinweise auf die Art des auslösenden Erregers.

Maria Weiß, Berlin (Medizinjournalistin)