Rofo 2012; 184(11): 979
DOI: 10.1055/s-0032-1318956
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Venöse Diagnostik bei pAVK-Verdacht – Gleichzeitige MRA von Arterien und Venen spürt unerkannte tiefe TVT auf

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Publication Date:
26 October 2012 (online)

Die räumlich hochauflösende MRA (MRA) mit Bloodpool-Kontrastmittel erlaubt nach jüngeren Studien die sichere Unterscheidung und ausreichende separate Analyse der gleichzeitig dargestellten Arterien und Venen. Der zusätzliche Nutzen der venösen Darstellung ist aber noch unklar. D. R. Hadizadeh et al. aus Bonn untersuchten, ob mit dieser Methode bisher unentdeckte tiefe Venenthrombosen (TVT) bei Patienten mit Verdacht auf peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK) diagnostiziert werden können.

AJR Am J Roentgenol 2012; 198: 1188–1195

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Verschluss der A. iliaca communis rechts (a) sowie der A. femoralis superficialis links (b). In beiden Fällen optimale Kontrastierung der vor- und nachgeschalteten Gefäßstromgebiete ohne Nachweis einer venösen Überlagerung (Bild: Floery D, Fellner FA, Fellner C et al. Fortschr Röntgenstr 2011; 183: 136–143).

Die kontrastverstärkte MRA hat in vielen Zentren die digitale Subtraktionsangiografie als Standardmethode zum Nachweis und zur Gradeinteilung einer pAVK verdrängt. Das Bloodpool-Kontrastmittel bindet nicht kovalent an Albumin und erlaubt somit eine verlängerte Bildgebung. In der Steady-State-Phase der intravasalen Kontrastverstärkung können Daten bis zu 1 h erfasst werden, was die kontrastreiche Darstellung von Gefäß und Hintergrund auch der Venen ermöglicht. Somit kann eine gleichzeitige Bildgebung von Arterien und Venen ohne ansonsten notwendige separate Kontrastmittelinjektion und Bildanalyse erfolgen.

Erfasst wurden 245 Patienten (36 bis 92 Jahre, 161 Männer), bei denen zur Abklärung einer pAVK von 2 unabhängigen erfahrenen Radiologen eine kontrastverstärkte MRA mit Bloodpool-Kontrastmittel durchgeführt wurde. Insgesamt konnten 4102 arterielle und venöse Gefäßsegmente dargestellt werden, die neben der Bestimmung der arteriellen Stenosegrade auch auf das Vorhandensein von akuten und organisierten TVT ausgewertet wurden. Die zufällig entdeckten TVT wurden zur Bestätigung mit der Duplex-Sonografie nachuntersucht. Als interne Kontrolle dienten die unveränderten kontralateralen Venen. Schließlich wurde der Zusammenhang zwischen pAVK-Stadium und Präsenz von akuten und organisierten TVT ermittelt.

Arterien mit einem Stenosegrad von unter 50% wurden in 78% aller erfassten Gefäßsegmente (3199 von 4102) entdeckt. 8% aller Segmente (317 von 4102) zeigten Stenosegrade von 50% und höher, während in 14% aller Segmente (586 von 4102) komplette Verschlüsse nachgewiesen werden konnten. Zufällig entdeckte TVT zeigten sich bei 26 von 245 Patienten (11%), davon 10 Patienten in 26 Segmenten mit akuter TVT und 17 Patienten in 35 Segmenten mit organisierter TVT. Ein Patient zeigte beide Thrombosearten. Alle zufällig entdeckten TVT konnten mittels Duplex-Sonografie bestätigt werden. Die internen Kontrollen lieferten bei 26 Patienten mit 172 Segmenten weder falsch-positive noch falsch-negative Befunde. Eine zufällig entdeckte TVT fand sich zwar häufiger bei Patienten mit Arterienstenosegrad von unter 50% (p < 0,05) – jedoch konnte insgesamt kein signifikanter Zusammenhang zwischen pAVK-Stenosegrad und dem Nachweis von zufällig entdeckten akuten oder organisierten TVT nachgewiesen werden.

Fazit

Eine bisher noch nicht diagnostizierte TVT wurde in 11% aller Patienten mit klinischem Verdacht auf eine pAVK nachgewiesen. Die MRA mit Bloodpool-Kontrastverstärkung ist nach Meinung der Autoren zur gleichzeitigen Darstellung von Arterien und Venen geeignet und kann somit begleitende venöse Erkrankungen mit Einfluss auf die weitere Therapieplanung aufspüren.

Maria Weiß, Berlin (Medizinjournalistin)