Geburtshilfe Frauenheilkd 2012; 72 - P23
DOI: 10.1055/s-0032-1318544

Hypoactive Sexual Desire Disorder – HSDD nach Hysterektomie – Vergleich von fünf unterschiedlichen Hysterektomieverfahren

J Lermann 1, L Haeberle 1, A Boosz 1, S Merk 1, K Henglein 1, MW Beckmann 1, R Dittrich 1, A Mueller 1, G Mehlhorn 1
  • 1Frauenklinik, Universitätsklinikum Erlangen

Einleitung:

Die Hysterektomie ist der am häufigsten durchgeführte Eingriff in der Gynäkologie. Drei Zugangswege (vaginal, laparoskopisch und abdominal) stehen zur Verfügung. Die Vor- und Nachteile der einzelnen Verfahren, insbesondere des Erhalts der Cervix uteri im Rahmen z.B. der Laparoskopischen suprazervikalen Hysterektomie (LASH) werden kritisch diskutiert. Kontrovers werden mögliche Vor – und Nachteile sowie Risiken des „in-situ“ Belassens der Zervix betrachtet. In der vorliegende Studie vergleichen wir das Auftreten von Hypoaktive Sexual Desire Disorder – HSDD bei hysterektomierten Frauen. Verglichen wurden fünf verschiedenen Hysterektomieverfahren

Material und Methode:

Zum Screening des Auftretens von HSDD existiert ein validierter Fragebogen, der „Brief Profile of Female Sexual Function“ (B-PFSF). Für jede Frage standen Antwortmöglichkeiten von „nie“ bis „immer“ zur Auswahl. Diese wurden mit Punkten von 1–5 versehen (nie=0 Punkte; immer=5 Punkte). Durch Summation der Punkte jeder der sieben Fragen erhält man eine Gesamtpunktzahl. Niedrigere Gesamtpunktzahlen korrelieren mit dem vermehrten Auftreten einer HSDD. Die Gesamtpunktzahl ist maximal 35, wird der „Cut off“ von 20 Punkten nicht erreicht, kann eine HSDD vorliegen. Der Fragebogen wurde an 590 Frauen, die sich zwischen 2002 und 2007 an der Universitätsfrauenklinik Erlangen einer Hysterektomie unterzogen haben, versandt. Folgende Hysterektomieverfahren wurden untersucht: Abdominelle Hysterektomie (AH), Vaginale Hysterektomie (VH), Laparoskopisch assistierte vaginale Hysterektomie (LAVH), Laparoskopische suprazervikale Hysterektomie (LASH) und totale laparoskopische Hysterektomie (TLH).

Ergebnisse:

304 Fragebögen wurden zurückgesendet von denen 258 adäquat ausgefüllt und damit statistisch ausgewertet werden konnten. Der Follow-up Zeitraum war für die Operationstypen LASH und TLH 2 Jahre und 3 Jahre für die Operationstypen AH, VH, und LAVH. Die Frauen, die sich einer abdominellen Hysterektomie unterzogen haben, waren signifikant älter als die Frauen die eine LASH erhielten, Frauen mit einer vaginalen Hysterektomie waren signifikant älter als die Frauen in der TLH und LASH Gruppe. Der B-PFSF Score war 26 bei den Patientinnen die eine LASH erhielten, 25 bei Frauen nach TLH, 23 bei Frauen nach LAVH, 23,5 bei Frauen nach VH und 21 bei den Patientinnen nach AH. Die Unterschiede im B-PFSF Score waren statistisch nicht signifikant zwischen den einzelnen Gruppen. Nur bei Frage 4 zeigten sich statistisch signifikante Unterschiede zwischen einzelnen Operationstypen, die aber am ehesten durch die Unterschiede beim Alter der Patientinnen begründet scheinen.

Zusammenfassung:

Beim Vergleich der fünf Hysterektomiemethoden zeigte sich kein Unterschied in der postoperativen Prävalenz einer HSDD. Die Patientinnen nach LASH wiesen tendenziell den höchsten B-PFSF Score im Vergleich zu den Patientinnen nach anderen Hysterektomieverfahren auf und erzielten bei den einzelnen Items des Fragebogens tendenziell die höchsten Punktzahlen. Allerdings waren die Frauen nach LASH auch signifikant jünger als Patientinnen nach anderen Hysterektomieverfahren, dies muss als möglicher Bias diskutiert werden.