Z Gastroenterol 2012; 50 - P2_2
DOI: 10.1055/s-0032-1315829

Risikofaktoren für Kurz- und Langzeitmortalität nach allgemeinchirurgischen Operationen bei Patienten mit Leberzirrhose

H Neeff 1, HC Spangenberg 1, UT Hopt 1, F Makowiec 1
  • 1Kliniken für Viszeralchirurgie und Gastroenterologie/Hepatologie, Universität Freiburg

Einleitung: Im Gegensatz zu elektiven Lebereingriffen ist die Mortalität nach abdominalchirurgischen Eingriffen bei Patienten mit Leberzirrhose hoch. Eine Analyse von Risikofaktoren für die Mortalität früh und spät nach OP ist im deutschsprachigen Raum noch nicht publiziert worden.

Methoden: Seit 2001 erfolgten 212 allgemeinchirurgische OPs (42% Notfall-OP) bei Patienten mit Leberzirrhose. Die Zirrhose wurde nach dem Child- (39% A; 38% B, 23% C) und dem MELD-score (median 11) klassifiziert. Der Überlebensstatus wurde durch Krankenhausakten, Krebsregister und Hausarztanfragen evaluiert. Die Risikofaktorenanalysen erfolgten per logistische Regression und Überlebensanalysen (Log-rank; Cox).

Ergebnisse: Die perioperative Mortalität der 212 Eingriffe betrug 18% (6% elektiv-OP, 35% Notfall-OP), die 30- und 90-Tagesmortalität lag bei 19% bzw. 30%. In der Multivarianzanalyse der perioperativen Mortalität waren der Child-score (p<0,01), ASA-score (p=0,01) und verabreichte Bluttransfusionen (p<0,01; RR 6,7), nicht aber der MELD-score, Notfall-OPs oder die Eingriffsgröße signifikante Risikofaktoren für die Frühmortalität. Von 143 Patienten konnte nach stationärer Entlassung das Langzeitüberleben (Lz-Üb) evaluiert werden (49% nach 3, 32% nach 5 Jahren). Das Lz-Üb korrelierte univariat und multivariat mit dem Child- und dem (deutlich signifikanter als der Child-score) MELD-score sowie einer Hyponatriämie. Na-MELD und iMELD brachten keine weitere Verbesserung der prognostischen Einschätzung. Das Lz-Üb nach Entlassung korrelierte nicht signifikant mit der Eingriffsgröße oder der Präsenz maligner Erkrankungen.

Schlussfolgerungen: Die Leberfunktion und Co-Morbidität (ASA-score) erlauben präoperativ Aussagen zur postoperativen Mortalität (=Frühmortalität) bei Patienten mit Leberzirrhose. Muss Blut transfundiert werden erhöht sich die Mortalität um das Mehrfache. Innerhalb von 2 Monaten nach Entlassung ist die Sterblichkeit noch deutlich ansteigend (>10 Prozentpunkte). Die Prognose nach Entlassung ist im Wesentlichen durch die hepatische Grunderkrankung geprägt: Wird der Eingriff überlebt so sind erneut die Leberfunktion, hier besser ausgedrückt durch den präoperativen MELD-score und eine (präoperative) Hyponatriämie Prädiktoren des Langzeitüberlebens, sogar deutlich besser als z.B. das Vorliegen eines Malignoms per se.