Diabetologie und Stoffwechsel 2012; 7 - P_149
DOI: 10.1055/s-0032-1314646

Sexualhormon-bindendes Globulin im Blut ist bei Kindern und Jugendlichen ein guter Marker für eine Fettleber und eine Insulinresistenz

K Linder 1, F Springer 2, J Machann 2, F Schick 2, A Fritsche 1, HU Häring 1, S Ehehalt 3, G Binder 3, N Stefan 1
  • 1Medizinische Universitätsklinik Tübingen, Innere Medizin IV – Endokrinologie und Diabetologie, Angiologie, Nephrologie und Klinische Chemie, Tübingen, Germany
  • 2Radiologische Universitätsklinik Tübingen, Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Sektion für Experimentelle Radiologie, Tübingen, Germany
  • 3Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Tübingen, Pädiatrische Endokrinologie and Diabetes, Tübingen, Germany

Fragestellung: Aktuelle Daten deuten darauf hin, dass die Blutkonzentration des Sexualhormon-bindenden Globulins (SHBG) abfällt, wenn Fett in der Leber akkumuliert. Weiterhin gibt es starke Hinweise, dass SHBG an der Entstehung der Insulinresistenz und des Typ 2 Diabetes beim Menschen beteiligt ist. Zirkulierendes SHBG kann bereits als Prädiktor sowohl für das Bestehen einer Fettleber als auch für eine Insulinresistenz oder einen Typ 2 Diabetes beim Erwachsenen genutzt werden. Ziel der vorliegenden Studie ist zu klären, inwieweit zirkulierendes SHBG als Prädiktor für eine Fettleber und eine Insulinresistenz auch bei Kindern/Jugendlichen eingesetzt werden kann.

Methodik: Bei 38 Kindern/Jugendlichen (Alter 14,0±1,3/Mittelwert±SD) wurde eine Ganzkörper-Magnetresonanz (MR) Tomografie durchgeführt um die Menge des viszeralen als auch des gesamten Körperfettgewebes zu bestimmen. Weiterhin

wurde mittels single voxel 1H-MR-Spektroskopie der Leberfettgehalt gemessen.

Die Kinder wurden nach BMI und Geschlecht mit Erwachsenen, welche die gleichen Untersuchungen erhielten, gematcht. Der BMI der Kinder/Jugendlichen wurde entlang der individuellen Perzentile extrapoliert und für das achtzehnte Lebensjahr berechnet. Sowohl bei Kindern und Jugendlichen als auch bei Erwachsenen wurden nüchtern SHBG-, Glukose- und Insulinspiegel bestimmt.

Ergebnisse: Bei Kindern/Jugendlichen gab es keinen signifikanten Unterschied im SHBG-Spiegel zwischen Jungen und Mädchen (Mittelwert±SE; Jungen 19,3±2,9; Mädchen 22,5±4,1, p=0,53), während in der Gruppe der Erwachsenen der SHBG-Spiegel bei Männern signifikant niedriger als bei Frauen (20,9±2,2 vs. 34,4±5,2, p=0,007) war.

Bei Kindern/Jugendlichen fiel der SHBG- Spiegel mit zunehmendem Alter ab (r=-0,49, p=0,0015), bei Erwachsenen konnte dagegen keine Korrelation mit dem Alter gefunden werden (r=0,21, p=0,2).

Nach Adjustierung für Alter und Geschlecht wurde eine deutliche Korrelation zwischen dem SHBG- Spiegel und der Fettleber, sowohl bei Kindern/Jugendlichen (r=0,44, p=0,0079) als auch bei Erwachsenen gefunden (r=0,40, p=0,017). Darüber hinaus zeigte sich in beiden Gruppen eine negative Korrelation zwischen dem HOMA-IR und dem SHBG-Spiegel (Kinder/Jugendliche: r=-0,35, p=0,034; Erwachsene r=-0,31, p=0,068).

Außerdem war der SHBG-Spiegel in beiden Gruppen ein starker Prädiktor für eine Fettleber (ROC-Kurve AUC: 0,74 für Kinder und 0,73 für Erwachsene).

Schlussfolgerungen: Zusammenfassend konnten wir zeigen, dass trotz geschlechts- und altersspezifischer Unterschiede zwischen Kindern/Jugendlichen und Erwachsenen, die Blut-SHBG-Konzentration als ein starker Prädiktor für das Vorliegen einer nichtalkoholischen Fettleber und einer Insulinresistenz in beiden Gruppen angesehen werden kann.