Diabetologie und Stoffwechsel 2012; 7 - P_127
DOI: 10.1055/s-0032-1314624

6-monatige Bewegungsstudie im Rahmen des Reha-Sports für internistische Erkrankungen (Tertiärprävention) bei Typ-2 Diabetikern mittels Untersuchung therapierelevanter Variablen

A Hillebrecht 1, 2, S Zeißler 3, S Hellmann 2, T Frech 2, M Rechner 2, R Walscheid 4, S Linnenweber 5, J Menne 5, D Hamar 3, FC Mooren 2
  • 1Volkswagen AG, Gesundheitswesen, Baunatal, Germany
  • 2Institut für Sportwissenschaften der JL-Universität, Sportmedizin, Gießen, Germany
  • 3Comenius University, Faculty of Physical Education and Sports, Bratislava, Slovakia
  • 4MVZ für Laboratoriumsmedizin, Koblenz, Germany
  • 5Medizinische Hochschule Hannover, Nephrologie, Hannover, Germany

Fragestellung: Die rasante Zunahme der Inzidenz von Diabetes mellitus Typ 2 ist ein weltweites Problem. Eine Lebensstilintervention mit regelmäßiger körperlicher Betätigung spielt eine wesentliche therapeutische Rolle. Daraus resultierend wurde in Deutschland in den letzten Jahren das Angebot für internistischen Reha-Sport für Patienten mit Diabetes mellitus ausgebaut.

Diesem therapeutischen Ansatz folgend soll in dieser Studie untersucht werden, inwieweit die Durchführung eines Reha-Sport-Trainings zusätzlich zu einem gerätegestützten Kraftausdauertraining eine Verbesserung des HbA1c und weiterer relevanter Variablen des Stoffwechsels bewirken kann.

Methodik: In dieser Studie wurden 60 Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 in 2 Gruppen randomisiert. Die Gruppe 1 (GR1) absolvierte einen Kraft-Ausdauer-Zirkel mit anschließendem Placebo-Reha-Sport-Training zweimal pro Woche, die Gruppe 2 (GR2) einen Kraft-Ausdauer-Zirkel mit anschließendem internistischem Reha-Sport-Training zweimal pro Woche. Untersucht wurden die Medikamentenveränderungen zwischen dem Beginn (MZP1) und direkt nach Ende der 6-monatigen Intervention (MZP2), sowie die Veränderungen des HbA1c, der anthropometrischen Variablen, der mittels Bioimpedanz bestimmten Fettmasse und des spirometrisch ermittelten Ruheumsatzes.

Ergebnisse: Im Interventionszeitraum schieden in GR1 neun und in GR2 sechs Patienten aus. Die antidiabetische Medikation wurde durch den behandelnden Hausarzt in GR1 bei fünf Patienten reduziert und bei einem erhöht. In GR2 erfolgte bei einem Patienten eine Reduktion. Der HbA1c zeigte in GR1 eine Absenkung von 6,87% auf 6,65% (p=0,013), in GR2 von 6,81% auf 6,73% (p=0,470). Der BMI (in kg/m2) fiel in GR1 von 31,15 auf 30,11 (p=0,002) und in GR2 von 31,26 auf 30,12 (p<0,001). Der Körperfettanteil sank in GR1 von 35,7% auf 31,7% und in GR2 von 36,9% auf 33,7% höchst signifikant. Der Ruheumsatz (in kcal/kg/24h) in GR1 stieg von 23,25 auf 26,70 (p=0,001), in GR2 von 23,27 auf 24,61 (p=0,170).

Schlussfolgerungen: Die Interventionsgruppe mit durchgeführtem Placebo-Reha-Sport wies überwiegend Medikamentenreduktionen und eine signifikante HbA1c-Reduktion nach 6-monatiger Sportintervention auf. Die Reha-Sport-Gruppe zeigte keine signifikante HbA1c-Veränderung. Der BMI und der Körperfettanteil konnten in beiden Gruppen signifikant gesenkt werden, wohingegen der Ruheumsatz nur in der Placebo-Reha-Sport-Gruppe signifikant gesteigert werden konnte.

Zusammenfassend kann somit festgestellt werden, dass unter Betrachtung des BMI und des Körperfettanteils alle Patienten von der Sportintervention profitierten. Die Medikamenten- und HbA1c-Veränderungen zeigten jedoch einen deutlich höheren Effekt in der Placebo-Reha-Sport-Gruppe. Unter Berücksichtigung der höheren Dropout-Rate dieser Gruppe sollten jedoch vor einer abschließenden Trainingsempfehlung die Langzeitergebnisse abgewartet werden.