Diabetologie und Stoffwechsel 2012; 7 - P_115
DOI: 10.1055/s-0032-1314612

Eine unangenehme Komplikation für Jugendliche mit Typ-1 Diabetes – Ist die Steißbeinfistel (Pilonidalsinus) doch häufiger als bisher gedacht?

M Holder 1, T Wadien 2, U Mehlig 3, B Bartus 4, M Bald 1, K Timmermann 1, HE Leichter 1
  • 1Klinikum Stuttgart Olgahospital, Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie, Stuttgart, Germany
  • 2Klinikum Stuttgart Olgahospital, Diabetesberatung, Stuttgart, Germany
  • 3Klinikum Stuttgart Olgahospital, Kinderchirurgie, Stuttgart, Germany
  • 4Klinikum Stuttgart Olgahospital, Fachpsychologe Diabetes, Stuttgart, Germany

Fragestellung: Beim Pilonidalsinus handelt es sich um entzündlich bedingte Fistelbildungen, die fast immer oberhalb der Rima Ani auftreten. Verursacht werden sie durch das Einwachsen abgebrochener Haare in die Haut, die durch Reibebewegungen des Gesäßes immer tiefer in die Haut und Subkutis gedrückt werden. Dadurch entstehen Fremdkörpergranulome, welche sich infizieren und zu einem Abszess führen können. Durch die Abszedierung bedingt bilden sich in der Regel Fistelgänge, welche sich tief im Gewebe oder an der Hautoberfläche ausbreiten können. Begünstigende Faktoren sind: starke Behaarung, starke Schweißsekretion, überwiegend sitzende Haltung, Adipositas. Akne inversa. Wir berichten über 4 Jugendliche mit Typ-1 Diabetes, die in den letzten 2 Jahren an unserem Zentrum an einem Pilonidalsinus operiert werden mussten.

Fallbeispiele: 4 Jugendliche (3 Jungen) mit Typ-1 Diabetes, die regelmäßig in unserem Diabetes-Zentrum betreut werden, mit einem durchschnittlichen Alter bei Operation von 15,4 Jahre (14,9–16J.), Diabetes-Dauer von 6,5 Jahre (2,9–10,2J.) und HbA1c von 8,0% (6,5–9,9%) wurden innerhalb der letzten 2 Jahre an einem Pilonidalsinus operiert. 2 Jugendliche (1Mädchen) waren adipös (18 bzw. 36kg >97. Perz.). Bei einem Jungen musste eine Nachoperation durchgeführt werden.

Schlussfolgerungen: Die Steißbeinfistel (Pilonidalsinus) scheint bei Jugendlichen mit Typ-1 Diabetes doch etwas häufiger zu sein als bisher angenommen. Da wir als betreuendes Diabetes-Team trotz regelmäßiger ambulanter Vorstellungen bei allen Jugendlichen von der Diagnose erst kurz vor der Operation erfahren haben, sollte bei entsprechenden Risikofaktoren aktiv aber diskret danach gefragt oder darauf hingewiesen werden. Besonders bei bestimmten Risikofaktoren (Adipositas, stärkere Körperbehaarung, überwiegend sitzende Tätigkeit) sollte auf diese seltene, aber unangenehme Komplikation geachtet werden.