Diabetologie und Stoffwechsel 2012; 7 - P_110
DOI: 10.1055/s-0032-1314607

Nüchtern-C-Peptid und daraus abgeleitete Parameter zur Charakterisierung der Insulinsekretions-Kapazität zwecks korrekter Klassifizierung von Patienten als Typ 1- und Typ 2-Diabetes

FS Becht 1, K Walther 1, MA Nauck 1
  • 1Diabeteszentrum Bad Lauterberg, Bad Lauterberg, Germany

Einleitung/Fragestellung: Typ 1-Diabetes ist charakterisiert durch einen weitgehenden („absoluten“) Insulinmangel, während bei Typ 2-Diabetes unterschiedliche Grade eines Insulinsekretions-Defizits vorliegen können. C-Peptid, das zweite Bruchstück von Proinsulin, ist ein Parameter, der die endogene Insulinsekretions-Kapazität widerspiegelt. Es sollte getestet werden, inwieweit C-Peptid-Konzentrationen im Nüchternserum und davon abgeleitete Parameter eine sichere Unterscheidung von Typ 1- und Typ 2-Diabetes erlauben.

Patienten/Methodik: 1144 Patienten mit Typ 1- (Männer/Frauen: 191/112 Alter: 50±18J.; HbA1c: 8,4 ±2,2%; Diabetesdauer: 13±13J.; BMI: 26,3±5,2kg/m2; Mittelwert±SD) und Typ 2-Diabetes (Männer/Frauen: 495/346 Alter: 63±13J.; HbA1c 8,3±1,8%; Diabetesdauer 12±10J.; BMI 32,4±6,5kg/m2) wurden über einen Zeitraum von 24 Monaten in die vorliegende retrospektive Analyse eingeschlossen. Bei allen Patienten wurde (a) C-Peptid im Nüchternserum zeitgleich mit Blutglukose (Vollblut) bestimmt. (b) C-Peptid/Glukose-Verhältnisse, und der (c) HOMA-β-Index (basierend auf C-Peptid- und Blutglukose-Messungen; HOMA-ßCP) wurden bestimmt. Der Anteil von Patienten mit Typ 1- und Typ 2-Diabetes in Dezilen der o.g. Parameter wurde ermittelt. Eine „Receiver-Operator-Curve“ (ROC-)-Analyse zur univariaten Vorhersage des Diabetestyps aus den genannten Parametern wurde durchgeführt und ergänzt durch eine multivariate Regressions-Analyse (einschließlich anderer Faktoren wie Alter, BMI, Erkrankungsalter, positiver GAD-Antikörper, schwerer Hypoglykämien im vergangenen Jahr, Insulindosierung).

Ergebnisse: Bei niedrigem C-Peptid überwog ein Typ 1-Diabetes, bei hohen Werten ein Typ 2-Diabetes (p=0,0001). Ähnliche Beziehungen bestanden hinsichtlich C-Peptid/Glukose-Verhältnis und HOMA-ßCP. ROC-Analysen ergeben eine AUC der ROC Kurven von 0,885 (C-Peptid), 0,887 (C-Peptid/Glukose-Verhältnis) und 0,840 (HOMA-ßCP). In univariaten (korrigiertes r2=0,142 –0,198) und multiplen Regressionsanalysen (korrigiertes r2=0,398 –0,408) haben alle drei Parameter einen ähnlichen Vorhersagewert für die Unterscheidung der Diabetestypen.

Schlussfolgerungen: Die Messung des C-Peptids im Nüchternzustand ist geeignet, Hinweise zum Diabetestyp zu geben, aber es gibt einen Überlappungsbereich, in dem eine Zuordnung nicht möglich ist. Die Verwendung von abgeleiteten Parametern wie C-Peptid/Glukose-Verhältnis und HOMA-ßCP erlaubt keine bessere Zuordnung. Die Einbeziehung anderer, klinischer und Labor-chemischer Parameter verbessert die Vorhersage, ohne eine absolute Zuordnung zu ermöglichen.