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DOI: 10.1055/s-0032-1314581
Beziehungen zwischen Hypoglykämien, Glukoseschwankungen und Arrhythmien bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 und kardiovaskulären Erkrankungen
Einleitung: Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 und kardiovaskulären Erkrankungen könnten eine Hochrisikogruppe für Herzrhythmusstörungen und den plötzlichen Herztod im Zusammenhang mit Hypoglykämien darstellen. Aktuell ist wenig bekannt über die Häufigkeit von asymptomatischen Hypoglykämien, insbesondere über das Auftreten von nächtlichen Hypoglykämien sowie über die Häufigkeit von Arrhythmien und ihre Beziehung zu Glukoseschwankungen.
Methodik: In einer Hochrisikogruppe wurden parallel über 5 Tage die interstitielle Glukosekonzentration (i. G.) mittels kontinuierlicher Glukosemessung (CGMS-System) sowie ein Langzeit-EKG erfasst. An der Studie nahmen 23 Patienten zwischen 56 und 80 Jahren mit Diabetes mellitus Typ 2, HbA1c <9% teil. Einschlusskriterien waren: bekannte kardiovaskuläre Erkrankungen (z.B. KHK, pAVK, Z.n. Apoplex) und Diabetestherapie mit Insulin und/oder Sulfonylharnstoffen.
Die interstitielle Glukose wurde mittels Medtronic MiniMed Gold ™ System erfasst, das LZ-EKG mittels Amedtec ECG pro ®.
Hypoglykämien wurden eingeteilt in
a) moderat: 3,1–3,9mmol/l i.G.
b) schwer: <3,1mmol/l i.G.
Die Patienten notierten Hypoglykämiesymptome sowie Anzeichen für Arrhythmien in einem Protokoll.
Bezugsparameter:
CGMS: mittlere i. G., Standardabweichung, MAGE (mean amplitude of glucose excursions), min/max i. G., Häufigkeit und Dauer der Hypoglykämien
EKG: ventrikuläre Extrasystolen, Couplets, Triplets, ventrikuläre Tachykardien, QT-Zeit
Ergebnisse: CGMS: mittlere Glukose 8,31mmol/l; min. Glukose 3,22mmol/l; max. Glukose 16,19mmol/l; SD 2,45mmol/l; MAGE 2,29.
69 Hypoglykämien <3,9mmol/l wurden mittels CGMS nachgewiesen. Dagegen wurden nur 14 oligosymptomatische Hypoglykämien (20,2%) und 1 Hypoglykämie mit Fremdhilfebedarf von den Patienten bemerkt. 35 Hypoglykämiephasen mit einer Dauer von über 30 Minuten wurden aufgezeichnet. Die Hypoglykämien traten meist nachts auf (24 Episoden nachts vs. 11 am Tag).
LZ-EKG: Arrhythmien wurden von den Patienten nicht wahrgenommen, obwohl wir multiple ventrikuläre Arrhythmien beobachteten (Couplets: 14 Patienten (60,9%), Triplets: 10 Patienten (43,5%), ventrikuläre Tachykardien: 5 Patienten (21,7%)). Bei der Mehrzahl der Patienten traten die Arrhythmien (Triplets und Salven) nachts auf.
Die Korrelationsanalysen zeigten jedoch keinen direkten Zusammenhang zwischen Standardabweichung, MAGE und Arrhythmien. Weitere Untersuchungen mit größeren Fallzahlen und homogeneren Gruppen zur Evaluierung der Beziehung zwischen glykämischer Variabilität und Arrhythmien sind notwendig.
Schlussfolgerungen: Mit Insulin und/oder Sulfonylharnstoffen behandelte Diabetiker mit kardiovaskulären Erkrankungen repräsentieren eine Hochrisikogruppe für asymptomatische Hypoglykämien und Arrhythmien, besonders nachts.