Diabetologie und Stoffwechsel 2012; 7 - P_27
DOI: 10.1055/s-0032-1314524

Neue „missense“-Mutation im HNF1α-Gen als Ursache für Maturity Onset Diabetes of the Young (MODY 3)

W Schmidt 1, J Kröger 2, H Lankers 2
  • 1Labor Lademannbogen, Hamburg, Germany
  • 2Zentrum für Diabetologie Bergedorf, Schwerpunktpraxis, Hamburg, Germany

Eine monogenetisch bedingte Subgruppe des Diabetes mellitus ist der „maturity-onset diabetes of the young“ (MODY). Typisch ist die frühe Manifestation und der autosomal dominante Erbgang. In der Datenbank OMIM (Online Mendelian Inheritance in Man) sind mittlerweile 11 verschiedene Gene gelistet, die mit MODY assoziiert sind. Nach Analyse dieser Gene sind bei nahezu 90% aller europäischen Patienten mit MODY für die Erkrankung ursächliche Mutationen nachweisbar.

Die häufigste MODY-Form ist der Subtyp 3 (MODY 3), der durch Mutationen im HNF1α-Gen verursacht wird. Betroffene weisen in der Regel eine ausgeprägte und progrediente Hyperglykämie auf, oftmals mit konsekutiven Diabetes-typischen Folgekomplikationen, die eine medikamentöse Therapie erforderlich machen. Mit der molekulargenetischen Diagnose ergeben sich wichtige differenzialdiagnostische und – therapeutische Konsequenzen, da MODY 3-Patienten gut auf die Therapie mit Sulfonylharnstoffen oder kleinste Mengen an Insulin ansprechen.

Bislang sind Berichte über das Vorliegen von MODY 3 bei afrikanischen Patienten selten. Wir stellen Familienanamnese sowie klinische und molekulargenetische Befunde einer 37-jährigen afrikanischen Patientin aus Ghana vor. Im Alter von 36 Jahren trat in der 1. Gravidität ein insulinpflichtiger Gestationsdiabetes sowie im Alter von 37 Jahren in der Phase der Frühschwangerschaft der 2. Gravidität ein insulinpflichtiger Diabetes mellitus auf. Postpartal blieb die Insulinpflichtigkeit bestehen und es erfolgt seit dem eine intensivierte Insulintherapie. In der Familienanamnese ist ein manifester Diabetes mellitus Typ 2 beim Vater bekannt.

Mit der molekulargenetischen Analyse des HNF1α-Gens wurde bei der Indexpatientin im Exon 10 der Nukleotidaustaustausch c.1862T>C heterozygot nachgewiesen. Diese Mutation führt zu der Aminosäuresubstitution p.Phe621Ser. Die Aminosäureposition 621 befindet sich in einem evolutionär über viele Speziesgrenzen hinweg hochkonservierten Motiv des HNF1α Proteins.

Die genetischen Analyseergebnisse zu der Indexpatientin und den untersuchten Familienmitgliedern werden im Zusammenhang mit den klinischen Befunden diskutiert.