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DOI: 10.1055/s-0032-1314511
Boehringer Ingelheim Mitarbeiter Studie – Eine prospektive epidemiologische Kohortenstudie: Diabetesprävalenz und Assoziationen zwischen gestörtem Glukosemetabolismus und kardiometabolischen Risikofaktoren
Fragestellung: Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass in Deutschland die Diabetesprävalenz in der Altersgruppe der 55–74Jährigen bei rund 16% liegt und der Glukosestoffwechsel bei insgesamt 40% gestört ist. Da neben der gesundheitsökonomischen Bedeutung auch Betriebe durch diesen Erkrankungskomplex belastet werden, wurde im Rahmen der Boehringer Ingelheim Mitarbeiter Studie die Diabetesprävalenz in einer repräsentativen Kohorte der arbeitenden Bevölkerung überprüft und untersucht, welche Assoziationen zwischen gestörtem Glukosemetabolismus und kardiometabolischen Risikofaktoren vorliegen.
Methodik: Für Mitarbeiter (>40 Jahre; n=4326) der Firma Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG besteht die Möglichkeit, kostenlos an dem Vorsorgeprogramm 'FIT IM LEBEN – FIT IM JOB' des Werksärztlichen Dienstes teilzunehmen, das alle 3–5 Jahre intensive Vorsorgeuntersuchungen und Lebensstilberatung anbietet. In einer Querschnittsanalyse der Basisuntersuchung wurden die Prävalenzen von Diabetes mellitus (Selbstanagabe und/oder HbA1c >6,5% und/oder Nüchternglukose >126mg/dl), Hyperinsulinämie (Nüchterninsulin >15µU/ml), Insulinresistenz (HOMA-Index ≥2,6) und Metabolischen Syndroms (nach Definition der Internationalen Diabetes-Föderation (IDF)) bestimmt. Assoziationen wurden mittels Pearson Korrelation, Unterschiede zwischen Subgruppen mittels t-Test und durch Odds Ratios (OR) mit 95%-Konfidenzintervallen geprüft.
Ergebnisse: 90% der Mitarbeiter (n=3907; 54% Männer, mittleres Alter 47±6 Jahre) nahmen an dem Programm teil. Bei 15% der Teilnehmer lag ein Diabetes mellitus vor, 12% hatten eine Hyperinsulinämie bzw. 23% eine Insulinresistenz. Nüchterninsulin (r=0,396 bzw. r=0,387; jeweils p<0,0001) und HOMA-Index (jeweils r=0,417, p<0,0001) waren signifikant mit Body-Mass-Index und Taillenumfang assoziiert. Personen mit Metabolischem Syndrom oder einem HbA1c >6,5% lagen die Nüchterninsulinwerte bzw. der HOMA-Index signifikant höher (jeweils p<0,0001) im Vergleich zur restlichen Kohorte. Bei vorliegender Insulinresistenz war auch das Risiko für ein Metabolisches Syndrom (OR 7,8 [6,0; 10,0]), Bluthochdruck (OR 3,0 [2,4; 3,9]), Hypertriglyzeridämie (OR 4,0 [3,2; 5,0]), Hypercholerstinämie (OR 1,3 [1,1; 1,7]), verbreiterte Intima-Media-Schichtdicke (OR 2,6 [1,4; 4,7]) und kardiovaskuläre Erkrankungen (OR 1,3 [1,0; 1,7]) signifikant erhöht.
Schlussfolgerungen: Störungen im Glukose- bzw. Insulinstoffwechsel und deren Assoziation mit kardiometabolischen Risikofaktoren stellen auch im Bereich der arbeitenden Bevölkerung ein prominentes Gesundheitsproblem dar. Aufgrund der fehlenden Präventionsanreize der gesetzlichen Krankenversicherungen sollten Betriebe in die Gesundheit ihre Mitarbeiter investieren, um dadurch Lohnnebenkosten zu reduzieren. Die Boehringer Ingelheim Mitarbeiter Studie bietet durch ihre hohe Teilnehmerzahl und der intensiven Phänotypisierung die Möglichkeit eine Vielzahl an Fragestellungen zu untersuchen.