Diabetologie und Stoffwechsel 2012; 7 - FV_51
DOI: 10.1055/s-0032-1314483

Wie wirkt sich die Nierenfunktion (Krea/eGFR) auf die Therapie betagter (>80-jähriger) Patienten mit Typ-2-Diabetes aus? – Eine Untersuchung an 142.417 Patienten

A Zeyfang 1, E Molz 2, M Schütt 3, EM Fach 4, EG Siegel 5 RW Holl 2, für das DPV-Register und das Kompetenznetz Diabetes mellitus, unterstützt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
  • 1AGAPLESION Bethesda Krankenhaus Stuttgart, Abt. f. Innere Medizin und Geriatrie, Stuttgart, Germany
  • 2Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie, Ulm, Germany
  • 3Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Medizinische Klinik I, Lübeck, Germany
  • 4Diabetes-Schwerpunktpraxis Rosenheim, Rosenheim, Germany
  • 5St.-Vincenz-Krankenhaus Limburg, Abt. Gastroenterologie, Limburg, Germany

Fragestellung: Diabetes mellitus Typ 2 (T2DM) wird zunehmend bei älteren Patienten behandelt; häufig findet sich eine Einschränkung der Nierenfunktion. Wie wirkt sich diese in Hinblick auf die medikamentöse Behandlung aus?

Methodik: Anonymisierte Daten von 142.417 T2DM Patienten aus 154 DPV (Diabetes Patienten Verlaufsdokumentation)-Einrichtungen wurden ausgewertet. Die Patienten wurden in Altersklassen (<60, 60–79, >80J) eingeteilt, die Therapiemodalitäten sowie Parameter zur Stoffwechseleinstellung und zur Kalkulation der eGFR wurden erfasst. Die Berechnung der Clearance erfolgte nach der Cockroft-Gault-(CG), der MDRD-(MD) sowie der CKD-EPI-(CK) Formel. Statistik SAS 9.2.

Ergebnisse: Die Patienten waren (Mittelwerte) 68,2±12,3 Jahre alt (17,1% waren >80J alt), 51% männlich, die Diabetesdauer lag bei 10±9,1 Jahren, der HbA1c-Wert bei 7,6±1,9%. Der BMI lag bei 30,5kg/m2 der WHR bei 0,97. Das S-Kreatinin der Gesamtgruppe betrug 1,19±0,85mg/dl.

Bei den 60–79-jährigen (n=83903, MW 70,42J) fand sich ein Krea von 1,22±0,87mg/dl, die eGFR nach CG betrug 77,58±32,18, nach MD 64,41±25,40, nach CK 64,16±22,56ml/min. n=24,330 Patienten waren >80J alt (MW 84,58J), 33% männl., Diabetesdauer 11,93±10,1J, HbA1c 7,22±1,64% BMI 27,13±4,8kg/m2, S-Kreatinin 1,36±0,85mg/dl. Die eGFR nach CG war 45,56±19,10, nach MD 51,83±22,90, nach CK 49,00±19,87ml/min. 22% waren rein diätetisch, 33% mit OAD, 44,6% nur mit Insulin behandelt. Von den OAD fanden sich bei 13,5% Metformin, 18,1% SH, 9,97% sonstige. Von den >80-j. hatten 36,5% ein Kreatinin >1,3mg/dl, dabei erhielten noch 16% der Patienten mit erhöhtem Krea eine Metformintherapie. Metformin trotz Clearance <60ml/min erhielten nach CG 44%, nach MD 51% und nach CK 54% der >80-jährigen.

Schlussfolgerung: Diese Untersuchung an einer großen Anzahl von älteren T2DM zeigt eindrucksvoll, dass ältere Patienten mit T2DM häufig unter einer eingeschränkten Nierenfunktion leiden. Diese wird durch alleinige Serum-Kreatinin-Bestimmung unterschätzt. Die Bestimmung der eGFR verdoppelt die Quote der korrekt als Niereninsuffizient KDOQI <3 einzustufenden Patienten. MDRD und CK beziehen das Körpergewicht nicht ein, deshalb ist die CG im hohen Alter zu bevorzugen. Überraschend ist die hohe Zahl an Patienten, die trotz eGFR <60 weiter mit Metformin behandelt werden.