Diabetologie und Stoffwechsel 2012; 7 - FV_44
DOI: 10.1055/s-0032-1314476

Altersabhängige Assoziation von Prolaktin mit Glykämie und Insulinsensitivität

R Wagner 1, M Heni 1, K Linder 1, C Ketterer 1, A Peter 1, 2, E Hatziagelaki 3, N Stefan 1, 2, H Staiger 1, 2, HU Häring 1, 2, A Fritsche 1, 2, 4
  • 1Eberhard Karls Universität Tübingen, Medizinische Klinik, Medizinische Klinik, Department für Endokrinologie, Diabetologie, Angiologie, Nephrologie und Klinische Chemie, Tübingen, Germany
  • 2Institut für Diabetesforschung und Metabolische Krankheiten des Helmholtz Zentrums München an der Universität Tübingen (Paul Langerhans Institut, Tübingen), Mitglied des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD), Tübingen, Tübingen, Germany
  • 3Universität Athen, Universitätskrankenhaus “Attikon”, Medizinische Klinik Abteilung 2, Forschungsinstitut und Diabeteszentrum, Athen, Greece
  • 4Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Medizinische Klinik, Zentrum für Ernährungsmedizin, Tübingen, Germany

Fragestellung: Das als Dopaminagonist funktionierende Bromocriptin ist in den USA zur Behandlung des Typ 2 Diabetes zugelassen. Bromocriptin wird auch zur Unterdrückung der Prolaktinsekretion beim Prolaktinom genutzt. Patienten mit Hyperprolaktinämie haben eine erniedrigte Insulinsensitivität. Wir nahmen an, dass gesunde Probanden mit erhöhtem Diabetesrisiko eine negative Assoziation zwischen Prolaktinspiegel und Insulinsensitivität aufweisen würden.

Methodik: Prolaktinspiegel wurden bei Teilnehmern der Tübinger Familienstudie für Typ 2 Diabetes (TUEF), (m/w=562/1121, mittleres Alter=40 Jahre, mittlerer BMI=30kg/m2), um 8:00 nüchtern abgenommen. Es wurden OGTTs durchgeführt. AUCGlukose0–120 und Insulinsensitivität wurden aus Parameter des OGTT berechnet. In einer Subgruppe wurden hyperinsulinämisch-euglykämische Clamps durchgeführt.

Ergebnisse: Prolaktin zeigte eine positive Assoziation mit Insulinsensitivität (p=0,001) nach Adjustierung für Geschlecht, Alter und BMI. Alter zeigte einen starken Interaktionseffekt mit Prolaktin auf Insulinsensitivität (p<0,0001), und für junge Probanden ging die positive Assoziation in eine negative über. HbA1c und AUCGlukose0–120 korrelierten auch negativ mit Prolaktin, und es fand sich ebenfalls eine Interaktion mit Alter. Prolaktinspiegel in männlichen und postmenopausalen weiblichen Probanden zeigte auch eine signifikante jahreszeitliche Variation (p=0,049). Die höchsten Spiegel konnten im Winter, die niedrigsten im Sommer gemessen werden.

Schlussfolgerungen: Höhere Prolaktinspiegel sind mit erhöhter Insulinsensitivität und niedrigerem Blutzucker assoziiert. Interessanterweise ist die Assoziation zwischen Prolaktin und Insulinsensitivität altersabhängig, und ändert sich in die gegenteilige Richtung bei jüngeren Personen. Dieser Befund könnte bei der Individualisierung der Therapie mit prolaktinmodulierenden Wirkstoffen von klinischer Bedeutung sein.