Gesundheitsbezogene Lebensqualität und Nutzwerte bei Typ-2 Diabetes: Ergebnisse aus den bevölkerungsbasierten KORA-Studien

Fragestellung: Der Erhalt der Lebensqualität ist ein wesentliches Ziel der Diabetestherapie. Bei der Messung spielen neben krankheitsspezifischen auch generische Instrumente eine zunehmend wichtige Rolle, da diese auch Vergleiche über unterschiedliche Krankheiten hinweg erlauben. Einige Instrumente, wie der EuroQol Fragebogen (EQ-5D), ermöglichen darüber hinaus eine zusammenfassende Bewertung des Gesundheitszustands in Form eines Nutzwerts zwischen 0 und 1. Dieser kann zur Berechnung von qualitätsadjustierten Lebensjahren (QALYs) verwendet werden die in der Gesundheitsökonomie von besonderer Bedeutung sind.

Ziel der Querschnittstudie ist die Untersuchung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und damit assoziierter Faktoren bei Personen mit Typ-2 Diabetes.

Methodik: Im Rahmen einer schriftlichen Nachbefragung der bevölkerungsbasierten KORA-Surveys in der Region Augsburg wurde der EQ-5D bei 10.385 Teilnehmern im Alter zwischen 33 und 94 erhoben. Durch Selbstangabe sowie Validierung über Hausärzte konnten 1.033 Personen mit Typ-2 Diabetes identifiziert werden. Mittels multipler Regressionsmodelle wurde der mittlere EQ-5D Nutzwert bei Personen mit und ohne Typ-2 Diabetes geschätzt, adjustiert nach soziodemographischen Merkmalen und Body-Mass-Index (BMI). Außerdem wurde untersucht, welchen Einfluss die Zeit seit Diagnose, Art der Diabetes-Therapie, diabetische Folgeerkrankungen und der BMI auf die Lebensqualität von Personen mit Typ-2 Diabetes haben.

Ergebnisse: Personen mit Typ-2 Diabetes haben im Mittel einen um 0,037 (95% KI: 0,026; 0,049) Punkte reduzierten EQ-5D Nutzwert gegenüber Personen ohne Diabetes und berichten in allen 5 Items signifikant häufiger Probleme, besonders deutlich in den Bereichen „Selbstversorgung“, „Allgemeine Tätigkeiten“ und „Mobilität“. In getrennten Modellen in der Subgruppe der Personen mit Diabetes sind jeweils die Zeit seit Diagnose (-0,003 pro Jahr, 95% KI: -0,005; -0,001), Therapie mit Insulin (-0,075, 95% KI: -0,120; -0,030) sowie das Vorliegen von Folgeerkrankungen (zwischen -0,138 für Schlaganfall und -0,060 für Retinopathie) invers mit dem EQ-5D Nutzwert assoziiert. Bei gleichzeitiger Aufnahme aller Faktoren bleibt lediglich die Assoziation mit Folgeerkrankungen signifikant. Zusätzlich zeigt sich ein deutlicher Abfall der Lebensqualität ab einem BMI von ca. 25kg/m².

Schlussfolgerungen: Typ-2 Diabetes geht mit einem bedeutsamen Verlust an gesundheitsbezogener Lebensqualität einher. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Beeinträchtigungen primär mit den diabetischen Folgeerkrankungen und weniger mit der Insulinbedürftigkeit oder der Dauer der Erkrankung assoziiert sind. Sie unterstreichen die Wichtigkeit einer frühzeitigen Erkennung und adäquaten Behandlung des Diabetes mit dem Ziel, Folgeerkrankungen zu vermeiden.

Diese Arbeit erfolgte im Rahmen des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD e.V.), das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird.