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DOI: 10.1055/s-0032-1313856
Lymphoproliferative Erkrankung mit Yersinien Superinfektion unter Azathioprintherapie bei Colitis ulcerosa
Einleitung: Das Risiko für lymphoproliferative Erkrankungen scheint bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Mb. Crohn, Colitis ulcerosa) im Vergleich zur Normalbevölkerung erhöht zu sein. Desweiteren können auch ubiquitär vorkommende Durchfallserreger, bei Pat. mit CED, zu schwerer verlaufenden Infektionen führen.
Fallbericht: Ein 82. jähriger Patient mit bekannter Colitis ulcerosa (ED: vor 30a) wurde an unserer Abteilung wegen seit 2 Tagen bestehender blutiger Diarrhoe (15 Stuhlgänge/d) aufgenommen. Aufgrund eines pancolitischen Befallmusters stand der Pat. bereits seit 3 1/2 Jahren unter einer Therapie mit Azathioprin (1,5mg/kg/KG). 1 Monat vor Aufnahme wurde beim Pat. im beschwerdefreien Zustand eine Surveillance Coloskopie durchgeführt, wobei in den entnommenen Stufen Biopsaten sich das histologische Bild einer plasmazellulären Hyperplasie mit EBV assoziierter Reaktion (PTLD-like Reaktion) zeigte. Damals wurde, aufgrund eines bis auf Pseudopolypen unauffälligen makroskopischen Befundes und fehlender klinischer Symptomatik, die immunsuppressive Therapie mit AZA, unter weiterführenden engmaschigen Verlaufskontrollen, beibehalten. Eine neuerlich durchgeführte Koloskopie zeigte nun im gesamten Colon große, wie ausgestanzt wirkende, Ulzerationen- histologisch bestätigte sich der Vorbefund einer EBV assoziierten klonalen B-Zell Proliferation (PTLD-like Reaktion vom polymorphen Subtyp). Im Serum des Pat. konnte EBV mit 360 copies/ml nachgewiesen werden und in der Stuhlkultur erfolgter der Nachweis von Yersinia enterocolitica. Das weitere therapeutische Vorgehen bestand nun im Absetzen von Azathioprin sowie einer antibiotischen Therapie mit Ciprofloxacin und Metronidazol. Unter rascher Zustandsverbesserung erfolgte die Entlassung des Pat. am 10. stationären Aufenthaltstages. Eine coloskopische Verlaufskontrolle nach 2 Monaten zeigte einen deutlichen Rückgang der Ulzerationen sowie ein komplettes Verschwinden der lymphoproliferativen Zellveränderungen
Diskussion: Unter Lymphoproliferativen Erkrankungen nach Transplantation (PTLD) versteht man verschiedene lymphomartige Erkrankungen die v.a. Pat. nach Organ- oder Stammzellproliferationen betreffen. Ursächlich scheint ein gestörtes Abwehrsystem (meistens ausgelöst durch eine begleitende immunsuppressive Therapie) mit B- oder T- Zellvermehrung zu sein. Von „PTLD-like“ Veränderungen spricht man dann, wenn diese Veränderungen z.B bei CED Patienten unter immunsuppressive Therapie anzutreffen sind. Die Einnahme von AZA aber auch anti TNF Blocker scheinen mit einem gering erhöhten Risiko für lymphoproliferative Erkrankungen einherzugehen. Therapeutisch ist meistens eine Reduktion der Immunsuppression ausreichend. Eine Yersinien Superinfektion auf Basis einer PTLD-like EBV assoziierten klonalen B-Zell Proliferation der Kolonmukosa bei zugrundeliegender Colitis ulcerosa wurde unseres Wissens nach noch nie dokumentiert und stellt wahrscheinlich den ersten Fall weltweit dar.
Literatur beim Verfasser