Geburtshilfe Frauenheilkd 2012; 72 - P45
DOI: 10.1055/s-0032-1313688

Uterusruptur nach Spontangeburt: Ein Fallbericht

R Naglis 1, B Plotho 1, G Ralph 1
  • 1Landeskrankenhaus Leoben, Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Vordernbergerstraße 42, 8700 Leoben

Fragestellung: Seltener Verlauf einer Uterusruptur nach Spontangeburt mit symptomfreiem Intervall. Methodik: Eine 32-jährige Frau wurde nach einer komplikationslosen Spontangeburt am sechsten postpartalen Tag mit starken Unterbauchschmerzen und vaginaler Blutung vorstellig. Aus der Anamnese geht eine Spontangeburt 2007 und vier Spontanaborte mit konservativen geburtshilflichen Kürettagen hervor. Die Geburtseinleitung erfolgte aufgrund eines erhöhten Blutdruckes mit einem Vaginalinsert Propess. Nach 12 Stunden kam es zu muttermundswirksamen Wehen und unter Unterstützung mit Oxytocin kam es sechs Stunden später zu einer Spontangeburt eines reifen Mädchens mit einer Länge von 51cm und einem Gewicht von 3.100g, der pH-Wert aus der Nabelschnurarterie betrug 7,16 und der Base-Excess betrug ABE -4,9, SBE -2,0. Das Wochenbett zeigte keine Auffälligkeiten, sodass Mutter und Kind am zweiten postpartalen Tag in häusliche Pflege entlassen wurden. Sechs Tage post partum kam es zu starken abdominellen Beschwerden, einer Druckschmerzhaftigkeit des gesamten Abdomens sowie Abgänge von Koagel aus der Scheide. Ergebnisse: Im Vaginalschall zeigte sich an der linken Seitenwand eine inhomogene Struktur ca. 5cm im Durchmesser bis an die Beckenwand reichend und ein Kontinuitätsabriss auf einer Länge von 4cm mit eindeutiger Verbindung zum Cavum uteri. Dieser Befund wurde durch eine Computertomografie bestätigt. Die Diagnose lautete: Uterusruptur im Bereich der Isthmusseitenwand links. Der Befund wurde bei der anschließend durchgeführten Laparotomie bestätigt, wobei ein tonisierter Uterus und ein 8,5cm großes Hämatom zur Darstellung kam. Aufgrund des Situs wurde eine abdominelle Hysterektomie unter Erhalt beider Adnexe durchgeführt. Die Patientin erhielt intraoperativ zwei Ery.-Konzentrate und eine postoperative antibiotische Therapie. Nach sieben Tagen erfolgte die Entlassung in häusliche Pflege. Schlussfolgerung: Eine Ruptur des Uterus ohne vorbestehenden narbigen Veränderungen der Uteruswand ist äußerst selten. Es zeigt sich, dass die Symptome der Ruptur nicht zwingend unmittelbar nach der Geburt, sondern erst nach einer Latenzzeit manifest werden.