Geburtshilfe Frauenheilkd 2012; 72 - P40
DOI: 10.1055/s-0032-1313683

Das intensivpflichtige HELLP-Syndrom – eine retrospektive Analyse

IC Lakovschek 1, H Engin 1, A Lenz-Gebhart 1, R Lehner 1
  • 1Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin, UFK Wien

Fragestellung: Das HELLP-Syndrom ist eine schwere Form der Präeklampsie und tritt während der Schwangerschaft bei einer von 1000 Schwangeren auf. Dieses Syndrom ist mit einer hohen maternalen und neonatalen Morbidität und manchmal auch Mortalität verbunden. Besonders schwere Fälle benötigen intensivmedizinische Betreuung. Dieses besondere Patientenkollektiv haben wir in der folgenden Analyse untersucht. Methodik: In einer retrospektiven Studie haben wir alle Fällen zwischen 2003 und 2009 mit einem intensivpflichtigen HELLP-Syndrom an unserer Klinik analysiert. Das HELLP Syndrom wurde wie folgt definiert: erhöhte Leberenzyme (≥2-fache der Norm), erhöhte Werte von LDH (Laktat-Dehydrogenase) und erniedrigte Thrombozytenzahlen <100.000/µl. Ergebnisse: Während diesem Zeitraum gab es 26 intensivpflichtige HELLP-Syndrom Patientinnen. Die meisten Frauen waren Erstgebärende (19), mit einem Durchschnittsalter von 32 Jahren. Nur eine Patientin entwickelte das HELLP-Syndrom unmittelbar nach vaginaler Geburt, in allen anderen Fällen kam es zum Kaiserschnitt auf Grund des HELLP-Syndroms oder HELLP-Syndrom assoziierten Komplikationen. In 70% der Fälle kam es vor der 32. Schwangerschaftswoche zur Entbindung. Der stationäre Aufenthalt der Patientinnen betrug im Mittel 16 Tage, mit einem mittleren Aufenthalt auf der Intensivstation von 6,4 Tagen. Die Hälfte der Studienpopulation hatte mit zusätzlicher Morbidität und Komplikationen bis hin zum Organversagen zu kämpfen (58%). Lungen- und Nierenkomplikationen traten am häufigsten auf (jeweils 19%). Bezüglich neonatales Outcome, war eine hohe perinatale Mortalität von 26% und eine hohe Rate von Wachstumsretardierungen, mit einem durchschnittlichen Geburtsgewicht an der 15. Perzentile, zu beobachten. Trotz der hohen Morbiditätsrate und den oft stark entgleisten Laborwerten, gab es keine positive Korrelation zwischen den HELLP spezifischen Laborparameter, Dauer des Krankenhausaufenthalts, Aufenthalt auf der Intensivstation, Komplikationen und Morbidität. Schlussfolgerung: Auch heutzutage kann sich das HELLP-Syndrom zu einer dramatischen Erkrankung mit hoher Morbidität entwickeln. Unsere Ergebnisse zeigen, dass das HELLP-Syndrom und insbesondere die HELLP spezifischen Laborwerte wichtig für die Diagnostik sind, jedoch nicht oder nur wenig für die weitere Einschätzung des Krankheitsverlaufs entscheidend. Ein genaue Überwachung der Patientin und deren Symptome und Klinik scheinen die wichtigsten Faktoren zu sein und sollten das weitere Vorgehen bestimmen.