Geburtshilfe Frauenheilkd 2012; 72 - P12
DOI: 10.1055/s-0032-1313655

Gesundheitsfolgen nach weiblicher Beschneidung

K Teufel 1, D Dörfler 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien, 1090 Wien, Währinger Gürtel 18–20

Fragestellung: Hat weibliche Beschneidung einen Einfluss auf die Gesundheit von betroffenen Frauen? Methodik: Es handelt sich hierbei um eine multizentrische Fall-Kontrollstudie mittels selbst entwickelten und validierten Fragebogen in 4 Sprachen, nämlich Arabisch, Deutsch, Englisch und Französisch. Anschließend an den auf der Jahrestagung 2010 vorgestellten Fragebogen zu den Gesundheitsfolgen von FGC (Female Genital Circumcision), der entwickelt, validiert und in 3 Sprachen übersetzt wurde, wurde dieser nun in einer Folgestudie angewandt. Die Fragebögen wurden an betroffene und nicht betroffene Frauen ausgegeben, um mögliche Unterschiede bezüglich des Gesundheitszustandes aufzeigen zu können. Nach einer entsprechenden Aufklärung und der mündlichen Einverständnis in die Studie wurde den Frauen neben dem Fragebogen auch ein Aufklärungsbogen, der in 4-sprachiger Ausführung vorlag, ausgehändigt. Ihre Einwilligung gaben die Frauen anonym. An der Studie nahmen 5 Zentren in Österreich teil. Ergebnisse: 24 Fragebögen kamen mit Einwilligung zurück. 6 der 24 Frauen waren unbeschnitten, 17 beschnitten, ein Fragebogen enthielt keine Angaben zum Beschneidungsstatus und musste somit aus der Studie ausgeschlossen werden. Ausgewertet wurden zunächst die Variablen „Menstruationsdauer“, „Vorhandensein/Stärke von Dysmenorrhoe“ und „Vorhandensein/Stärke von Dyspareunie“. Es konnte kein statistisch signifikanter Unterschied gezeigt werden. Sieht man sich jedoch die absoluten Zahlen an, kann man erkennen, dass in der Kohorte der Beschnittenen eine längere Menstruationsdauer und stärkere Schmerzen angegeben wurden als in der Kohorte der Unbeschnittenen. Es wurde weiters eine Effektgrößenberechnung in Hinblick auf die zwei erstgenannten Variablen durchgeführt, dabei ergibt sich für die Variable „Menstruationsdauer“ ein Effekt von 0,44, was einem annähernd mittelgroßen Effekt entspricht. Für die Variable „Vorhandensein/Stärke von Dysmenorrhoe“ kann eine Effektgröße von 0,67 gezeigt werden, was ebenfalls einem annähernd mittelgroßem Effekt entspricht. Weiters wurden die Variablen „Harninkontinenz“, „Stuhlinkontinenz“ und „rezidivierende gynäkologische Infekte“ betrachtet. Auch hier konnten keine statistisch signifikanten Ergebnisse erreicht werden. Jedoch ist zu beachten, dass bei Harn- bzw. Stuhlinkontinenz keine der unbeschnittenen Frauen eine solche angab, jedoch 35,3% bzw. 18,8% der beschnittenen Frauen. Rezidivierende gynäkologische Infekte geben 16,7% der unbeschnittenen Studienteilnehmerinnen und 58,8% der beschnittenen Studienteilnehmerinnen an. Bei der Frage, ob Frauen nach Beschneidung mehr zu psychiatrischen Problemen tendieren, konnte kein statistisch signifikantes Ergebnis erhoben werden, jedoch ist eine Tendenz in diese Richtung zu beobachten. Auch die zum Urinieren benötigte Zeit wurde erhoben. Die Berechnung konnte ebenso kein statistisch signifikantes Ergebnis erfassen. Jedoch gaben 3 Teilnehmerinnen mit Beschneidung eine Dauer von 5–15 Minuten an, eine Teilnehmerin eine Dauer >30 Minuten, bei den unbeschnittenen Frauen kamen solche Antworten nicht vor. Schlussfolgerung: Es existiert eine negative Auswirkung auf die Gesundheit von Frauen, die von FGC betroffen sind, die aber mit einer Fallzahl von 24 betroffenen Frauen nicht statistisch signifikant belegbar ist. Für weitere Studien ist eine Fallzahl von über 135 Frauen pro Gruppe anzustreben.