Geburtshilfe Frauenheilkd 2012; 72 - P03
DOI: 10.1055/s-0032-1313646

Primär metastasiertes Chorionkarzinom: Ist es auch bei massiven Lungenmetastasen heilbar?

T Idris 1, E Schest 1, C Benedicic 1, U Lang 1, K Tamussino 1, E Petru 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Medizinischen Universität Graz, Auenbruggerplatz 14, 8036 Graz

Fragestellung: Auch bei Metastasierung sind bei Chorionkarzinom in der Literatur Überlebensraten bis zu 80% beschrieben. Ist ein massiv in die Lunge metastasiertes Chorionkarzinom durch eine aggressive Chemotherapie heilbar?

Methodik: Wir berichten über den Krankheitsverlauf einer 33-jährigen Patientin mit primär in die Lunge metastasiertem Chorionkarzinom.

Ergebnisse: Eine 33-jährige Patientin mit Zustand nach Spontangeburt 04/2010 und unauffälliger postpartaler gynäkologischer Kontrolle wurde 9 Monate später wegen persistierenden Hustens und Menorrhagie abgeklärt. Im Thorax-CT zeigten sich multiple, bis 5cm große, sekundärneoplastische Absiedelungen in beiden Lungen. In der Transvaginalsonografie bzw. dem MRT des Beckens fand sich ein echodenser Uterustumor von 9cm Durchmesser und das β-HCG war mit 139.000mIE/ml stark erhöht. Eine weitere Abklärung mit Kürettage wurde wegen hochgradiger Dyspnoe von der Patientin abgelehnt. Eine Endometriumbiopsie ergab lediglich atypische Zellen. Klinisch bestand der dringende Verdacht auf ein metastasiertes Chorionkarzinom. Es wurde mit der Chemotherapie nach dem EMACO-Schema begonnen. Bereits 3 Monate nach Beginn der Therapie war die Patientin progredient. Im Anschluss daran erhielt sie Cisplatin und Paclitaxel, nach 2 weiteren Monaten Doxorubicin und Bevacizumab. Während dieser Therapie kam es zum stärksten Absinken des Beta-HCG-Wertes auf 19.000mIE/ml. Im Anschluss daran wurde erfolglos Etoposid und Bleomycin verabreicht. Erschwert wurde die Therapie zusätzlich durch eine Hypersensitivitätsreaktion auf Methotrexat und die Ototoxizität auf Cisplatin. 11 Monate nach Therapiebeginn wurde die Patientin wegen zunehmender Dyspnoe und Verschlechterung des Allgemeinzustanden stationär aufgenommen und verstarb 12/2011 im Rahmen der Grunderkrankung.

Schlussfolgerung:

Auch die standardisierte Chemotherapie mit dem EMACO-Schema war im vorliegenden Fall mit massiver pulmonaler Metastasierung nicht effektiv. Bevacizumab könnte möglicherweise eine Rolle bei der Behandlung des chemoresistenten Chorionkarzinoms zukommen.