Pneumologie 2012; 66 - A5
DOI: 10.1055/s-0032-1313583

Die Rolle des Angiopoietin-/Tie2-Systems bei Pneumonie

AK Neuhauß 1, B Gutbier 1, F Taut 2, N Weissmann 3, TJ Mitchell 4, H Schütte 1, N Suttorp 1 M Witzenrath 1, Capnetz Study Group
  • 1Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie, Charité-Universitätsmedizin Berlin
  • 2Nycomed GmbH, Konstanz
  • 3Med. Klinik II, Excellence Cluster Cardiopulmonary System, Gießen
  • 4Glasgow Biomedical Research Centre, University of Glasgow, Großbritannien.

Einleitung: Endotheliale Permeabilität kann im Verlauf der schweren Pneumonie durch inadäquate Erreger-Wirts-Interaktion entstehen und zum akuten Lungenversagen (ALI) führen. Die Angiopoietine Ang-1 und Ang-2 spielen mit ihrem gemeinsamen Rezeptor Tie2 bei der Inflammations- und Permeabilitätsentstehung im Verlauf der Sepsis eine zentrale Rolle. Ang-1 reduziert endotheliale Inflammation, während Ang-2 die Wirkung inflammatorischer Stimuli auf das Endothel verstärkt. Da die Rolle der Angiopoietine und ihres Rezeptors Tie2 bei Pneumonie bisher nicht bekannt ist, haben wir deren Einfluss in verschiedenen Untersuchungen charakterisiert.

Methoden: Im Mausmodell der Pneumokokkenpneumonie konnten wir beobachten, dass exogenes Ang-1 das akute Lungenversagen bei schwerer Pneumonie attenuiert und Vorbehandlung mit spezifischer siRNA gegen Ang-2 die Pneumolysin (PLY)-induzierte Permeabilität in isoliert perfundierten und ventilierten Mauslungen vermindert (DGP 2011). Ergänzend wurden in einer aktuellen Studie die Serumspiegel von Ang-1 und Ang-2 bei Patienten mit schwerer Pneumonie mittels ELISA systematisch untersucht.

Ferner wurde an humanen umbilikalvenösen Endothelzellen (HUVEC) die Ang-2-Bildung nach PLY-Stimulation quantifiziert, sowie die Wirkung von Ang-2 auf die endotheliale Barriere analysiert.

Ergebnisse: Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung hatten Patienten mit letaler Pneumonie höhere Ang-2 Serumspiegel, als Patienten mit nicht-letaler Pneumonie. Ang-2-Serumspiegel korrelierten mit der Procalcitoninkonzentration. PLY, ein wichtiger Pathogenitätsfaktor von Streptococcus pneumoniae, erhöhte die Freisetzung von Ang-2 aus HUVEC. Ang-2 verursachte an HUVEC-Monolayern eine kurzfristige Permeabilitätssteigerung.

Schlussfolgerung/Ausblick: Diese aktuellen und früheren Ergebnisse weisen darauf hin, dass Angiopoietine eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Lungenversagens bei Pneumonie spielen könnten.

Unterstützt durch SFB/TR84, C6