Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2012; 9 - A156
DOI: 10.1055/s-0032-1313522

Case report: Paraneoplastisches SIADH bei virilem Mammakarzinom

I Sicking 1, C Fottner 2, M Battista 1, M Schmidt 1, D Böhm 1, H Kölbl 1, C Solbach 1
  • 1Universitätsmedizin Mainz, Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Frauenkrankheiten, Mainz, Deutschland
  • 2Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik, Schwerpunkt Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Mainz, Deutschland

Ein 77-jähriger Patient wurde mit Dyspnoe, Übelkeit und Schwindel in der Inneren Klinik aufgenommen. Laborchemisch fiel eine Hyponatriämie von 116mmol/l auf; nach Ausschluss anderer Ursachen wurde die Diagnose eines Syndroms der inadäquaten ADH-Ausschüttung (SIADH) gestellt und eine Therapie mit Flüssigkeitsrestriktion und Vasopressin-Antagonisten eingeleitet. Im Rahmen der Ursachenabklärung zeigte das CT-Thorax einen suspekten Herdbefund der rechten Mamma. Sonographisch und mammographisch imponierte ein mikrolobulierter Herdbefund von 12×13mm retromamillär rechts, BIRADS 5 mit unauffälligen axillären Lymphknoten. Stanzbioptisch wurde ein invasiv-duktales Mammakarzinom gesichert. Die Staginguntersuchungen waren unauffällig. Wir führten eine Mastektomie mit Sentinellymphonodektomie durch. Histologisch zeigte sich ein 17mm großes, hormonrezeptor-positives, invasiv-duktales Mammakarzinom (pT1c pN0(0/1Sn) M0 G1). Der Patient erhielt die Empfehlung zur Einnahme von Tamoxifen für 5 Jahre. Die Elektrolytwerte waren bei der Kontrolluntersuchung postoperativ im Normbereich.

Das SIADH wurde 1957 von Schwartz als inadäquate ADH-Ausschüttung durch Lungenkarzinome beschrieben. Weiterer Ursachen für ein SIADH sind zentral-nervöse Störungen, Medikamente und andere maligne Tumoren. Das SIADH kann zu Konzentrationsstörungen, Übelkeit, Halluzinationen, Krampfanfällen und Koma führen. Neben der symptomatischen Therapie (Flüssigkeitsrestriktion, Diuretikum und Vasopressin-Antagonist) besteht die kausale Therapie in der Beseitigung der Ursache.

Das virile Mammakarzinom macht ca. 1% aller Mammakarzinome aus. Ätiologisch werden genetische und hormonelle Veränderungen diskutiert. Die Behandlung entspricht der des weiblichen Mammakarzinoms. Bei positiven Hormonrezeptoren sollte eine adjuvante Therapie mit Tamoxifen erfolgen. Eine adjuvante Chemotherapie muss bei ausgedehnten lokalen Tumoren sowie bei axillärem Lymphknotenbefall diskutiert werden.

Nach unserer Literaturrecherche wurde bislang kein Fall eines paraneoplastischem SIADH bei virilem Mammakarzinom beschrieben.