Rofo 2012; 184(10): 931-933
DOI: 10.1055/s-0032-1312797
Der interessante Fall
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Metastatische pulmonale Kalzifikationen als differenzialdiagnostische Herausforderung – Zufallsbefund bei einem multimorbiden, nierentransplantierten Patienten

R. Thiel
,
N. F. Schreiter
,
A. Poellinger
Further Information

Publication History

29 March 2012

26 April 2012

Publication Date:
18 June 2012 (online)

Einleitung

Der Begriff der „metastatischen pulmonalen Kalzifikationen“ kann irreführend sein, bezieht sich das „Metastatische“ hierbei nicht auf Absiedlungen durch maligne Zellen, sondern auf Absiedlungen von Calcium. Der Begriff Metastase stammt aus dem Griechischen, setzt sich aus dem Präfix „meta“ (μέτα = neben, über) und dem Substantiv „stase“ (στάση = Stelle, Ort) zusammen und bedeutet soviel wie „Ansiedlung an einen anderen Ort“. Da nicht definiert, wer oder was sich „ansiedelt“, scheint es legitim, metastastisch auch für Kalzifikationen zu verwenden.

Metastatische pulmonale Kalzifikationen treten bei erhöhten Calcium- und Phosphatspiegeln auf, die durch terminale Niereninsuffizienz, Hyperparathyreoidismus, D-Hypervitaminosen, neoplastische Erkrankungen mit exzessivem osteolytischem Knochenbefall wie dem multiplen Myelom oder andere seltene Erkrankungen wie dem Burnett-Syndrom verursacht werden (Murris-Espin M et al. Eur Respir J 1997; 10: 1925 – 1927). Die pulmonalen Veränderungen weisen meist eine Präferenz der Oberfelder aufgrund des niedrigeren endkapillären pCO2 und des damit erhöhten pH-Werts der Oberfelder im Vergleich zu den Unterfeldern auf (Bendayan D et al. Respir Med 2000; 94: 190 – 193), was zur Ausfällung von Calcium führt.

Die klinische Bandbreite kann von asymptomatischen Verläufen (häufig) über Dyspnoe bis zu seltenen schweren Verläufen mit akutem respiratorischem Versagen mit Parenchymnekrosen, Kavernenbildung, schwerer Elektrolytentgleisung bis zur viszeralen Kalziphylaxie reichen. Häufig werden pathologische Befunde in der Spiroergometrie erhoben (Beyzaei A et al. Adv Perit Dial 2007; 23: 112 – 117; Lingam RK et al. Br J Radiol 2002; 75: 74 – 77).

Radiologisch können insbesondere bei diffusen, flauen Verteilungsmustern Fehlinterpretationen mit z. B. pulmonalen Infiltraten oder kardiopulmonaler Stauung auftreten (Bendayan D et al. Respir Med 2000; 94: 190 – 193). Eine Normalisierung der Calcium- und Phosphatspiegel sowie die Klärung der möglichen, oben genannten Ursachen sind somit bei Diagnosestellung wichtig.