Rofo 2012; 184 - WI_PO51
DOI: 10.1055/s-0032-1311472

Lungenkrebs-Früherkennung mittels CT: Aktuelle Bewertung aus strahlenhygienischer Sicht

E Schüler 1, EA Nekolla 2, J Griebel 2, G Brix 2
  • 1Bundesamt für Strahlenschutz, Neuherberg
  • 2Bundesamt für Strahlenschutz

Ziele: Aktuelle Gesundheitsstrategien zielen immer stärker auf Früherkennungsmaßnahmen ab. Hierbei kommt den bildgebenden Verfahren, z.B. der Low-dose-CT (LDCT) der Lunge, eine besondere Bedeutung zu. Im Juni 2011 wurden die Ergebnisse des National Lung Screening Trial (NLST) publiziert, die auf eine ca. 20%ige Reduktion der Lungenkrebs-Mortalität bei starken Rauchern hindeuten, die sich Früherkennungsuntersuchungen mittels LDCT unterzogen haben. Es ist daher davon auszugehen, dass derartige CT-Untersuchungen in Zukunft in Deutschland verstärkt angeboten und auch nachgefragt werden. Methode: Auf der Basis aktueller Studien sowie neuester strahlenepidemiologischer Risikomodelle wurde eine Nutzen-Risiko-Bewertung durchgeführt. Weiterhin wurde die rechtliche Einordnung dieser Strahlenanwendung im Rahmen der gültigen RöV sowie Fragen zu Art und Umfang der Qualitätssicherung bewertet. Ergebnis: Trotz der Ergebnisse der NLST-Studie ist die wissenschaftliche Datenlage für eine abschließende Bewertung der Lungenkrebs-Früherkennung noch zu gering. Das Strahlenrisiko eines jährlich wiederholten Lungen-CTs stellt einen nicht zu vernachlässigenden Faktor dar. Die Durchführung dieser Untersuchung unter dem Begriff „Heilkunde“ (§23 Absatz1 RöV) ist problematisch, da wegen der niedrigen Lungenkrebs-Prävalenz bei asymptomatischen starken Rauchern die überwiegende Mehrheit der untersuchten Personen (Raucher) nicht von der Erkrankung betroffen ist – also nicht von der Früherkennung profitiert, sondern nur durch unerwünschte Nebenwirkungen geschädigt werden kann. Schlussfolgerung: Aus den genannten Gründen kann eine rechtfertigende Indikation für Früherkennungs-Untersuchungen der Lunge mittels der LDCT derzeit nicht gestellt werden. Allenfalls ist die Durchführung im Rahmen von Studien zu diskutieren, in denen eine adäquate Qualitätssicherung während des gesamten Untersuchungsablaufs gewährleistet ist. Diese Studien sind nach §28a RöV vom Bundesamt für Strahlenschutz zu genehmigen.

Keywords: Früherkennung, Lungenkrebs, Strahlenexposition, Nutzen-Risiko-Bewertung, Qualitätssicherung

Korrespondierender Autor: Schüler E

Bundesamt für Strahlenschutz, Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg

E-Mail: ESchueler@bfs.de