Rofo 2012; 184 - VO304_1
DOI: 10.1055/s-0032-1311174

SPEZIAL-SESSION: Kontrastmittel-induzierte Überempfindlichkeitsreaktionen: individualisierte Medizin zur Optimierung der Arzneimittelverträglichkeit von Kontrastmitteln

I Böhm 1, K Klose 2
  • 1Philipps Universität Marburg, Klinik für Strahlendiagnostik, Marburg
  • 2Philipps Universität Marburg, Klinik für Strahlendiagnostik, Marburg

Ziele: Obwohl Kontrastmittel (KM)-bedingte unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAWs) incl. allergischer und nicht-allergischer Überempfindlichkeitsreaktionen selten sind, stellen sie in der klinischen Routine nach wie vor ein Problem dar. Insbesondere Patienten mit KM-bedingten UAWs in der Anamnese besitzen ein im Vergleich zur übrigen Bevölkerung erhöhtes Risiko für derartige Reaktionen. Ziel war die Etablierung einer neuen Maßnahme zum sicheren Einsatz von KM bei Risikopatienten. Methode: Wir haben die beiden etablierten Möglichkeiten (d.h. Verzicht auf KM bzw. Prämedikation vor der KM-Gabe) durch einen innovativen Ansatz erweitert, und zwar durch eine individuell maßgeschneiderte Diagnostik. Sie basiert auf anamnestischen Daten sowie Angaben zum potentiellen Auslöser. Eine weitere bedeutende Information ist die exakte Angabe des klinischen Bildes der durchgemachten KM-Reaktion, da mehrere Manifestationen mit unterschiedlichem Risikopotential möglich sind. Kausalitätsanalyse und Resultate allergologischer Tests ergänzen das Individualprofil. Ergebnis: Akute bzw. Soforttypreaktionen, die während der KM-Gabe bzw. bis zu einer Stunde danach auftraten, äußerten sich als Urticaria, Angioödem, Tachykardie, Blutdruckabfall, Luftnot bzw. asthmatische Beschwerden, Schüttelfrost, Schwindel- sowie Schwächegefühl. Verzögerte Reaktionen manifestierten sich in Form urticarieller Reaktionen, makulopapulöser Exantheme oder einem fixem Arzneimittelexanthem. Die allergologische Testung zeigte ein jeweils individuelles Profil reaktiver KM. Neben iodierten nicht-ionischen KM gab es Patienten, die auf Gadolinium-haltige MR-KM reagierten. Re-Exposition im Rahmen KM-verstärkter Routineuntersuchungen (z.B. CT, Angiographie) induzierte keine Wiederholungsreaktion. Schlussfolgerung: Das individuelle Management trägt den Tatsachen Rechnung, dass jeder Patient auf unterschiedliche KM reagiert, verschiedene klinische Manifestationen möglich sind, KM-verstärkte bildgebende Untersuchungen in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen werden und maßgeschneiderte Managementkonzepte sich bereits jetzt bewährt haben. Die individuelle Sekundärprophylaxe KM-bedingter allergischer/nicht-allergischer Überempfindlichkeitsreaktionen ist ein innovativer Ansatz zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit von Kontrastmitteln und besitzt ein zukunftsfähiges Potential.

Keywords: Kontrastmittel, unerwünschte Arzneimittelwirkungen, Sekundärprophylaxe; individualisierte Maßnahmen

Korrespondierender Autor: Böhm I

Philipps Universität Marburg, Klinik für Strahlendiagnostik, Baldingerstrasse, 35033 Marburg

E-Mail: ingrid.boehm@staff.uni-marburg.de