Rofo 2012; 184 - VO301_6
DOI: 10.1055/s-0032-1311158

Isolierte zerebrale Suszeptibilitätsartefakte bei Patienten mit malignem Melanom: Metastase oder nicht?

C Gramsch 1, S Göricke 2, F Behrens 2, L Zimmer 3, D Schadendorf 4, M Forsting 2, M Schlamann 2
  • 1Uniklinik Essen, Abteilung für diagnostische und interventionelle Radiologie und Neuroradiologie, Duisburg
  • 2Uniklinik Essen, Abteilung für diagnostische und interventionelle Radiologie und Neuroradiologie, Essen
  • 3Uniklinik Essen, Hautklinik, Essen
  • 4Uniklinik Essen, Abteilung für diagnostische und interventionelle Radiologie und Neuroradiologie, Hautklinik

Ziele: In der Literatur werden bei Patienten mit malignem Melanom häufig zerebrale Metastasen beschrieben, die in T2* gewichteten Sequenzen nachweisbar seien, sich aber nach Kontrastmittelgabe nicht darstellten. Die Autoren werten diese Läsionen als Frühmetatasen, die aufgrund ihres Melaningehaltes detektierbar seien. Zur Überprüfung der Richtigkeit dieser Annahme wurde in einer retrospektiven Verlaufsbeobachtung untersucht, ob oder wie häufig sich aus isolierten cerebralen Suszeptibilitätsartefakten Metastasen entwickeln. Methode: Es wurden die in unserem Institut von 2006–2009 durchgeführten 416 MRT (1,5T) Untersuchungen des Schädels von Patienten mit malignem Melanom ohne cerebrale Metastasierung im Initialstaging und vergleichbarem MR-Protokoll (T2* oder SWI Sequenz, FLAIR, T2, native T1 und kontrastmittelgestützte MPRage) retrospektiv ausgewertet. Der durchschnittliche Beobachtungszeitraum lag bei 19,6 Monaten (6–46 Monate). Außerdem wurden Kontrollgruppen aus Patientenkollektiven ohne maligne Grunderkrankung und solche mit Tumorerkrankungen ausgewertet um zu klären, ob Suszeptibilitätsartefakte in diesen Kollektiven häufiger auftreten. Ergebnis: 4,8% (n=20) der Patienten wiesen isolierte cerebrale Suszeptibilitätsartefakte auf. Insgesamt fanden sich 32 solcher Läsionen (1–7 Läsionen/Patient) in 82 MRT Untersuchungen. Aus keiner Läsion entwickelte sich im Beobachtungszeitraum eine Metastase. In den Kontrollgruppen zeigte sich eine vergleichbare Häufigkeit von Suszeptibilitätsartefakten zur Melanomgruppe. Schlussfolgerung: Da sich aus keinem der isolierten cerebralen Suszeptibilitätsartefakte eine Metastase entwickelte und die Ergebnisse der Kontrollen zeigen, dass Patienten mit malignem Melanom über ähnliche Zahlen solcher Herde wie Gesunde oder andere Patienten verfügen, ist zu schlussfolgern, dass der Einfluss des Melanins und der typischen Einblutungen auf das Signalverhalten in der suszeptibilitätsgewichteten Bildgebung die KM-Gabe bei der Detektion von Metastasen nicht ersetzen kann.

Keywords: SWI, malignes Melanom, cerebrale Metastasen

Korrespondierender Autor: Gramsch C

Uniklinik Essen, Abteilung für diagnostische und interventionelle Radiologie und Neuroradiologie, Beecker Str. 176a, 47166 Duisburg

E-Mail: Carolin.Gramsch@uk-essen.de