Neonatologie Scan 2012; 01(01): 45
DOI: 10.1055/s-0032-1310219
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Immunologie und Infektiologie
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B-Streptokokken: Prophylaxe nicht weltweit umgesetzt

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Publication Date:
23 August 2012 (online)

Trotz der Möglichkeit der intrapartalen Prophylaxe mit Antibiotika bleiben B-Streptokokken-Infektionen eine wichtige Ursache für Morbidität und Mortalität in den ersten Lebensmonaten. Eine systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse von Karin M. Edmond et al. ging der Häufigkeit der Infektion in Europa, Amerika, Afrika und Asien nach.

Dazu recherchierten die Autoren in den Datenbanken Medline, Embase und Wholis nach Studien zu invasiven B-Streptokokken-Erkrankungen, die in den ersten 6 Lebenstagen (früher Beginn) oder zwischen Tag 7 und 89 (später Beginn) dokumentiert worden waren und Angaben zu Inzidenz, Todesraten und Serotypen machten. Die Autoren werteten auch die Quellen der Studien aus und befragten Experten zu unpublizierten Daten. 74 Studien entsprachen den Einschlusskriterien. Davon machten 56 Studien Angaben zur Inzidenz, 29 zum Verhältnis der Todesfälle zur untersuchten, von der Infektion betroffenen Population („Case fatality ratio“) und 19 zur Verteilung der Serotypen. Um die Verteilung und mögliche Veränderungen der Serotypen über die Zeit besser beurteilen zu können, schlossen die Untersucher zusätzlich 38 Veröffentlichungen ein, die bereits ab 1980 die Serotypen bei B-Streptokokken-Infektionen in den ersten 3 Lebensmonaten dokumentiert hatten. Die ausgewerteten Studien bezogen sich überwiegend auf Länder mit hohem oder mittlerem Durchschnittseinkommen, nur 5 Länder mit niedrigem Einkommen mit einem Anteil an der Metaanalyse von nur 5 % waren in der Übersicht repräsentiert.

In 47 der Studien (69 %) stand den werdenden Müttern eine intrapartale Antibiotikaprophylaxe zur Verfügung – in den Ländern mit niedrigem Durchschnittseinkommen allerdings nie. Im Median errechneten die Autoren der Übersicht eine Inzidenz von B-Streptokokken-Infektionen bei Kindern in den ersten 89 Lebenstagen von 0,53 pro 1000 Lebendgeburten mit einem 95 %-Konfidenzintervall (KI) von 0,44 – 0,62. Die mediane case fatality ratio lag bei 9,6 % (95 % KI 7,5 – 11,8). Die Inzidenz und spezifische Sterblichkeit einer B-Streptokokken-Infektion in den ersten 6 Lebenstagen lag etwa doppelt so hoch wie in den folgenden Lebenswochen. Die Serotypen-Verteilung scheint über die Zeit und alle untersuchten Regionen hinweg weitestgehend vergleichbar mit im Median 48,9 % Serotyp III, 22,9 % Serotyp Ia, 7,0 % Serotyp Ib, 6,2 % Serotyp II und 9,1 % Serotyp V.

In Studien mit intrapartaler Antibiotikaprophylaxe war die angegebene Inzidenz der frühen B-Streptokokken-Infektion niedriger als in solchen ohne diese Prophylaxe (0,23 pro 1000 Lebendgeburten; 95 % KI 0,13 – 0,59 vs. 0,75 pro 1000 Lebendgeburten; 95 % KI 0,58 – 0,89). Die Studien zeigten eine erhebliche Heterogenität und es gibt viel Anlass zu der Annahme, dass Inzidenz und case fatality ratio in dieser Analyse eher unter- als überschätzt wurden.