Neonatologie Scan 2012; 01(01): 37
DOI: 10.1055/s-0032-1310208
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Zentralnervensystem
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Krampfanfälle: Ungünstiges Langzeitergebnis bei fehlender Anfallskontrolle

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Publication Date:
23 August 2012 (online)

Bei termingerecht geborenen Säuglingen liegt der Grund für zerebrale Krampfanfälle meist in einer perinatalen Asphyxie; solche Anfälle sind mit späteren neurologischen Defiziten wie Paresen oder psychomotorischer Retardierung assoziiert. M. J. van der Heide et al. untersuchten, wie sich die Behandlung mit 2 und mehr Antiepileptika auf das neurologische Langzeitergebnis auswirkt.

Eingang in die Studie fanden 82 zwischen 1998 und 2006 geborene Säuglinge, bei denen es in der Perinatalperiode zu einem zerebralen Krampfanfall gekommen war. Den Patientenakten entnahmen die Autoren die relevanten klinischen und soziodemografischen Informationen und ermittelten auf dieser Basis die Ursache des Anfalls. Auch die EEGs gingen in die Analyse ein. Ferner sammelten die Autoren Informationen zur medikamentösen Behandlung der Säuglinge und begutachteten deren Wirkung. Aus den Nachbeobachtungsdaten, die auf altersgemäßen neurologischen Untersuchungen basierten, ermittelten sie das neurologische Langzeitergebnis. Überlebende Kinder wurden klassifiziert als normal, mit mäßigen neurologischen Defiziten oder mit zerebraler Parese. Ziel war es dabei zu bestimmen, ob bei Notwendigkeit einer Behandlung mit 2 oder mehr Antiepileptika der Behandlungserfolg und/oder die zugrundeliegende Ursache mit dem neurologischen Langzeitergebnis korreliert waren.

Die häufigste Ursache der Anfälle bestand in einer Asphyxie (67 %; n = 55), gefolgt von subduralen Blutungen (10 %; n = 8), arteriellen zerebralen Infarkten (9 %; n = 7) und Infektionen (7 %; n = 6). 21 Säuglinge (26 %) wurden mit 2 Antiepileptika behandelt, 36 (44 %) mit 3 und 25 (30 %) mit 4. Von den insgesamt 82 Neugeborenen verstarben 31 (38 %), 45 der 51 Überlebenden (88 %) nahmen am Nachbeobachtungsprogramm teil. Die Anzahl der verabreichten Antiepileptika zeigte keine Korrelation mit dem neurologischen Langzeitergebnis. Bei der Behandlung mit 3 oder 4 Substanzen fand sich zwar gegenüber 2 Substanzen ein Trend zu einem erhöhten Risiko für ein ungünstiges Langzeitergebnis wie Tod oder zerebrale Paresen mit einer Odds Ratio von 2,74, dies verfehlte jedoch die statistische Signifikanz. Ließen sich die Anfälle nicht kontrollieren, ging dies jedoch mit einem signifikant erhöhten Risiko für ein ungünstiges Langzeitergebnis einher (Odds Ratio 6,77). Auch persistierende pathologische EEG Befunde steigerten dieses Risiko mit einer Odds Ratio von 3,19. In der multivariaten Analyse verfehlten diese Parameter jedoch knapp die statistische Signifikanz (p = 0,051). Eine Assoziation zwischen der Ätiologie der Anfälle und dem Langzeitergebnis fand sich nicht.