Neonatologie Scan 2012; 01(01): 32-33
DOI: 10.1055/s-0032-1310202
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Stoffwechsel und Endokrinologie
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Hypoglykämien bei Neugeborenen diabetischer Mütter: Bedeutung des Ponderal-Index

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Publication Date:
23 August 2012 (online)

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Typisch nach neonatalen Hypoglykämien zeigt sich eine überwiegend in den posterioren Hirnregionen liegende Schädigung, die in den meisten Fällen zu schweren neurologischen Defiziten und Epilepsien führt (Bild: van Baalen A, Ross C, Kewitz G et al. Z Geburtshilfe Neonatol 2008; DOI: 10.1055 /s-2008 – 1004763).

Gestationsdiabetes und Typ-2-Diabetes der Mutter in der Schwangerschaft können bei den betroffenen Kindern oft zu ausgeprägten Hypoglykämien unmittelbar nach der Geburt führen. Risikofaktoren sind eine ausgeprägte Makrosomie des Kindes, schlechte Blutzuckereinstellung der Mutter während der Schwangerschaft und Frühgeburtlichkeit. Dabei gibt es Studien, die eine direkte Beziehung des kindlichen Ponderal-Inde  – ausgedrückt als Gewicht [kg] dividiert durch Körperlänge [cm]3, multipliziert mit 100 – mit dem Auftreten von Hypoglykämien sehen. Eine Untersuchung der University of San Diego hat nun die Beziehung zwischen Hypoglykämien des Neugeborenen, Ponderal-Index und verschiedenen anderen Faktoren geprüft.

Hypoglykämien bei Neugeborenen diabetischer Mütter treten häufiger auf, wenn die Mutter eine medikamentöse Behandlung benötigt. Ein erhöhter Ponderal-Index (PI) des Kindes ist dabei ein starker Prädiktor für das Auftreten signifikanter Hypoglykämien. Das haben Gladys Ramos und Kollegen in ihrer retrospektiven Kohortenstudie mit insgesamt 242 Mutter-Kind-Paaren herausgefunden. Die Arbeitsgruppe hatte dazu Unterlagen von Schwangeren mit Gestationsdiabetes oder Typ-2-Diabetes überprüft, die zwischen Januar 2001 und Mai 2004 entbunden hatten. Primärer Endpunkt war das Auftreten neonataler Hypoglykämien (Glucosekonzentration im Kapillarblut unter 45 mg/dl innerhalb der 1. Stunde nach der Geburt).

Insgesamt fanden sich neonatale Hypoglykämien bei 44 Kindern (18 %), mit einer Blutzuckerkonzentration von im Median 34 mg/dl. Über die Hälfte der Kinder benötigte eine intravenöse Glucoseinfusion. Dabei war die Inzidenz signifikant höher bei Kindern von Müttern, deren Diabetes medikamentös behandelt worden war (110 Frauen mit Glibenclamid, 46 %; 64 mit Insulin, 26 %) gegenüber den Kindern allein diätetisch eingestellter Mütter (68 Frauen, 28 %). Innerhalb der medikamentös Behandelten fand sich kein Unterschied zwischen der Insulin-Gruppe und der Glibenclamid-Gruppe, was das Auftreten kindlicher Hypoglykämien betraf.

Die Häufigkeit von neonatalen Hypoglykämien war statistisch assoziiert mit dem Geburtsgewicht, dem Vorliegen einer Makrosomie und dem PI; Letzterer erweis sich dabei als stärkster Prädiktor, mit zunehmend häufigeren Hypoglykämien mit steigendem PI (Odds Ratio 5,59).