Neonatologie Scan 2012; 01(01): 19
DOI: 10.1055/s-0032-1310182
Aktuell
Ernährung und Gastrointestinaltrakt
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nekrotisierende Enterokolitis: Hinweise aus der Darmflora

Further Information

Publication History

Publication Date:
23 August 2012 (online)

Viele Faktoren spielen bei der Pathophysiologie der nekrotisierenden Enterokolitis (NEC) eine Rolle. Auch der intestinalen Mikroflora wird ein möglicher Einfluss zugeschrieben. Dem gingen Brigitte Smith et al. mit 2 Methoden mit sehr unterschiedlichem Erfolg nach.

Die Autoren untersuchten die Mikroflora des Gastrointestinaltrakts von 163 Neugeborenen, die vor der 30. Gestationswoche in einer Universitätsklinik in Kopenhagen zur Welt gekommen und auf einer neonatalogischen Intensivstation behandelt worden waren. Das Pflegepersonal nahm zu 3 Zeitpunkten im 1. Lebensmonat Stuhlproben: Postnatal an Tag 0 – 5, an Tag 10 und an Tag 30. Insgesamt standen so 482 Stuhlproben zur Verfügung, die einerseits zur bakteriologischen Kultur verwendet und andererseits in einer PCR-unterstützten (Polymerase Kettenreaktion) denaturierenden Gradienten-Gelelektrophorese (PCR-DGGE) auf ihre bakteriologische Zusammensetzung hin untersucht wurden. Von den 163 Kindern entwickelten 21 während des Krankenhausaufenthalts eine NEC. Die Autoren verglichen die Ergebnisse der bakteriologischen Untersuchungen von den Kindern mit und ohne NEC, um der Rolle der Mikroflora an der Entwicklung einer NEC auf die Spur zu kommen.

Das Risiko für die Entwicklung einer NEC war abhängig vom Gestationsalter: Es nahm mit jedem zusätzlichen Tag des Gestationsalters um 8 % ab.

Typischerweise ließen sich bei den durchweg intensiv behandelten Babys aus den Stuhlproben wenige Bakterienarten kultivieren. Dabei zeigten sich in der Stuhlkultur aber Unterschiede in der Zusammensetzung der Darmflora: In der NEC-Gruppe dominierten die gram-positiven Bakterien, dominiert von Staphylokokken, während bei den nicht von NEC betroffenen Kindern eine eher gemischte Darmflora mit sowohl gram-positiven als auch gram-negativen Bakterien zu finden war. Für die Autoren selbst überraschend und auch nicht eindeutig erklärbar war die Tatsache, dass sich die in Kultur deutlichen Unterschiede in der molekularen Analyse mit PCR-DGGE nicht bestätigen ließen. Auch ist unklar, ob die Unterschiede in der bakteriellen Darmbesiedlung tatsächlich zur Ätiologie der NEC gehören oder eine Folge der in der von NEC betroffenen Gruppe besonders ausgeprägten Antibiotikatherapie sein könnten.