Neonatologie Scan 2012; 01(01): 17
DOI: 10.1055/s-0032-1310179
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Ernährung und Gastrointestinaltrakt
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Erythromycin und Ursodeoxycholsäure bei Nahrungsintoleranz bzw. Leberveränderungen bei Frühgeborenen wirksam

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Publication Date:
23 August 2012 (online)

Bei Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht von < 1500 g kommt es als Folge ihrer Darmunreife zu Nahrungsintoleranzen. Damit kann sich die Notwendigkeit der parenteralen Ernährung verlängern, aber u. a. auch das Risiko für Leberveränderungen (Intestinal Failure Associated Liver Disease, IFALD) erhöhen. Gokmen et al. verglichen die Wirksamkeit von Erythromycin und Ursodeoxycholsäure (UDCA) in der Vorbeugung von Nahrungsintoleranzen und Leberfunktionsschäden.

In die prospektive, randomisierte, doppelblinde, kontrollierte Studie wurden Patienten mit einem Geburtsgewicht < 1500 g und einem Gestationsalter < 32 Schwangerschaftswochen aufgenommen. Sie sollten bis zum 14. Lebenstag täglich < 75 ml/kg Milch und eine totale parenterale Ernährung (TPE) über mindestens 12 Tage erhalten haben. Die Patienten wurden im Verhältnis von 1:1:1 auf die Studienarme randomisiert und erhielten Erythromycin mit einer Dosis von 12,5 mg/kg und UDCA 5 mg/kg alle 6 h. Der Behandlungszeitraum erstreckte sich über 14 Tage.

Alle Frühgeborene erhielten TPE innerhalb von 48 h. Zur enteralen Ernährung mit Muttermilch oder Formulanahrung wurde zunächst eine Magensonde gelegt. Die primären Wirksamkeitsendpunkte waren vollständige enterale Ernährung (150 ml/kg/Tag) und IFALD.

Insgesamt konnten Daten von 71 Kindern ausgewertet werden. Im Vergleich zur Placebogruppe hatten die mit Erythromycin und UDCA behandelten Patienten ein höheres Geburtsgewicht und Gestationsalter. Die kurz vor Behandlungsbeginn gemessenen Werte der Gamma-Glutamyl-Transferase (GGT) waren in den 3 Gruppen vergleichbar. Im Anschluss an die Therapie wiesen die Patienten der UDCA-Gruppe die niedrigsten durchschnittlichen GGT-Werte auf: UDCA = 72 U/l; Erythromycin = 97,75 U/l; Placebo = 121 U/l; p = 0,002. Nach Berücksichtigung des Gestationsalters veränderten sich die Ergebnisse nicht. Dagegen war zu diesem Zeitpunkt die IFALD-Inzidenz entsprechend der GGT-Erhöhung in der Placebogruppe signifikant höher als bei den UDCA-Patienten. In Bezug auf Bilirubin, Alanin- und Aspertat-Aminotransferase ergaben sich keine Gruppenunterschiede.

Die Zeit bis zur vollständig enteralen Ernährung war in der Erythromycin-Gruppe am kürzesten (im Median 22,46 Tage, UDCA: 24,08 Tage, Placebo: 27 Tage), wobei der Unterschied zur Placebogruppe signifikant war, auch nach Kovarianzanalyse einschließlich des Gestationsalters (p = 0,004). Die mediane Dauer der parenteralen Ernährung betrug unter Erythromycin 17,5, unter UDCA 19 und unter Placebo 22 Tage. Dabei blieb der Unterschied zwischen Antibiotikum und Placebo unter Einbeziehung des Gestationsalters signifikant (p = 0,029). Nach Abschluss der Therapie starb ein Kind aus der Placebogruppe und in den beiden Behandlungsgruppen kam es zu je einem Fall von nekrotisierender Enterokolitis.