Neuroradiologie Scan 2012; 02(04): 253
DOI: 10.1055/s-0032-1309959
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Kontrastmittel-Extravasat weist auf ungünstige Prognose bei intrazerebralen Blutungen hin

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Publication Date:
01 October 2012 (online)

In der Vergangenheit legten einige retrospektive Studien nahe, dass bei intrazerebralen Blutungen Kontrastmittel-Extravasate in der CT-Angiografie (CTA) für eine Ausdehnung des Hämatoms sprechen und somit auf eine ungünstige Prognose hindeuten. N. Li et al. überprüften diese Hypothese in einem prospektiven Ansatz.

Teilnehmen an der Studie konnten Patienten mit einer intrazerebralen Blutung, die sich innerhalb von 6 h nach Symptombeginn im Krankenhaus vorstellten. Neben den gängigen soziodemografischen Daten dokumentierten die Autoren auch klinische Parameter, wie systolischen und diastolischen Blutdruck, Laborwerte oder die Werte der Glasgow Coma Scale und der National Institute of Health Stroke Scale. Das klinische Ergebnis wurde bei Entlassung und nach 90 Tagen anhand der modifizierten Rankin Scale beurteilt. Alle Teilnehmer unterzogen sich eingangs einem Nativ-CT und einer Angiografie mit einem Multidetektor-CT. Ein natives Kontroll-CT erfolgte 24 h nach Aufnahme. Die Autoren analysierten in der Folge die Ergebnisse der CTA im Hinblick auf Kontrastmittel-Extravasate.

In die Analyse gingen 139 Patienten (95 Männer und 44 Frauen) mit primärer intrazerebraler Blutung ein, das Durchschnittsalter betrug 56 Jahre. Die mittlere Zeit seit Symptombeginn lag bei 3,3 h. 10 Patienten (7,2 %) starben im Krankenhaus, 16 (11,5 %) während der ersten 90 Tage. Ein ungünstiges Behandlungsergebnis (modifizierte Rankin Scale > 2) fand sich bei 103 Patienten (74,1 %) zum Zeitpunkt der Entlassung und bei 72 (51,8 %) nach 90 Tagen. Kontrastmittel-Extravasate ließen sich bei 30 Teilnehmern (21,6 %) nachweisen. Dabei waren solche Extravasate assoziiert mit

  • einer vermehrten Expansion des Hämatoms (76,7 vs. 8,3 %),

  • einer erhöhten Krankenhausmortalität (20,0 vs. 3,7 %),

  • einer verlängerten Liegezeit (25,0 vs. 21,7 Tage),

  • einem ungünstigen Behandlungsergebnis bei Entlassung (90,0 vs. 69,7 %),

  • einer erhöhten 3-Monats-Mortalität (26,7 vs. 7,3 %) und

  • einem ungünstigen 3-Monats-Ergebnis (86,7 vs. 42,2 %).

In der multivariaten Analyse erwiesen sich Kontrastmittel-Extravasate als unabhängiger Prädiktor für ein ungünstiges Behandlungsergebnis nach 90 Tagen (Odds Ratio: 10,5), das Vorhandensein einer Ventrikeleinblutung (Odds Ratio: 3,4) und das initiale Hämatomvolumen (Odds Ratio: 1,0).