Geburtshilfe Frauenheilkd 2012; 72 - A42
DOI: 10.1055/s-0032-1309235

Immunhistochemische Charakterisierung neuroendokrin differenzierter kleinzelliger Zervixkarzinome

S Jerabek-Klestil 1, A Widschwendter 1, S Abdel-Azim 1, E Müller-Holzner 1, S Fessler 1, A Georgoulopoulos 2, B Zelger 3, H Maier 3, M Fiegl 4, C Marth 1, AG Zeimet 1
  • 1Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Medizinische Universität Innsbruck, Österreich
  • 2Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Paracelsus Medizinische Universität Salzburg, Österreich
  • 3Department für Pathologie, Medizinische Universität Innsbruck, Österreich
  • 4Universitätsklinik für Innere Medizin V, Medizinische Universität Innsbruck, Österreich

Fragestellung:

Überprüfen der Wertigkeit neuer immunhistochmischer Marker zur Verbesserung der Unterscheidung zwischen kleinzelligen Zervixkarzinomen mit und ohne neuroendokriner Differenzierung.

Methoden:

Wir haben eine retrospektive Analyse von 31 Fällen kleinzelliger Zervixkarzinome durchgeführt, welche in einem Zeitraum von 10 Jahren an der Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe in Innsbruck diagnostiziert wurden. Zusätzlich zu den gängigen neuroendokrinen Markern NSE, Chromogranin, Synaptophysin und CD 56 (NCAM) haben wir das neurale Zelladhäsionsmolkül L1- CAM, CK 5/6, p63 und Ki-67 in die immunhistochemische Analyse eingeschlossen. Das klinische Outcome der Studienpopulation wurde mit einer gematchten Kohorte von Patientinnen mit großzellig keratinisierenden Zervixkarzinomen verglichen.

Ergebnisse:

Im Gegensatz zu kleinzelligen Bronchialkarzinomen, welche zu 80% (/) Positivität für das neurale Zelladhäsionsmolekül L1-CAM zeigten, konnte L1-CAM in keinem der untersuchten kleinzelligen Zervixkarzinome nachgewiesen werden. NSE konnte in 29/31 (93,5%) Fällen nachgewiesen werden, Synaptophysin in 26/31 (83,9%) Fällen und CD 56 (NCAM) in 2/31 (6,5%) Fällen. Die immunhistochemische Unterschung für Chromogranin ergab in allen untersuchten Proben ein negatives Ergebnis. CK5/6 und p63 als Marker für Plattenepitheldifferenzierung waren in jeweils 7/31 22,6%) und 5/31 Fällen (16,1%) negativ. Ein hoher Ki-67 Index von >50% konnte in nur 7/31 (22,6%) der Fälle gefunden werden. Das rezidivfreie Überleben zeigte ebenso wie das Gesamtüberleben keinen signifikanten Unterschied zwischen Patientinnen mit kleinzelligen Zervixkarzinomen und der gematchten Kontrollgruppe bestehend aus Patientinnen mit großzellig keratinisierenden Karzinomen. Allein Ki-67 war bei kleinzelligen Zervixkarzinomen signifikant mit einer rezidivierenden Erkrankung sowie einem verkürztem rezidivfreiem Intervall assoziiert (p<0,0001).

Schlussfolgerung:

Weder L1-CAM noch CK 5/6, p63 oder Ki-67 können zur Identifizierung eines neuroendokrin differenzierten kleinzelligen Zervixkarzinoms beitragen. Die Diagnosestellung beruht weiterhin aufder subjektiven Einschätzung des Pathologen und birgt die Gefahr der Über- bzw. Untertherapie von Patientinnen.