Geburtshilfe Frauenheilkd 2012; 72 - A4
DOI: 10.1055/s-0032-1309197

Fulminanter Krankheitsverlauf bei primären Lungenmetastasen eines Trophoblasttumors

T Idris 1, C Benedicic 1, E Schest 1, U Lang 1, E Petru 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Medizinischen Universität Graz, Graz

Fragestellung:

Beim primär metastasierten Chorionkarzinom sind Überlebensraten bis zu 80% beschrieben. Ist ein massiv in die Lunge metastasiertes Chorionkarzinom durch eine aggressive Chemotherapie heilbar?

Methode:

Wir berichten über den Krankheitsverlauf einer 33-jährigen Patientin mit primär metastasiertem Chorionkarzinom.

Ergebnisse:

Eine 33-jährige Patientin entwickelte 9 Monate nach Spontangeburt und unauffälliger postpartaler gynäkologischer Kontrolle einen starken persistierenden Husten und Menorrhagie. Das Thorax-CT zeigte multiple, bis 5cm große, sekundärneoplastische Absiedelungen in beiden Lungen. Die Transvaginalsonografie bzw. MRT des Beckens zeigten einen echodensen, 9-cm Uterustumor. Das ß-HCG betrug 139.000mIE/ml. Eine Endometriumbiopsie ergab lediglich atypische Zellen. Eine Curettage wurde wegen hochgradiger Dyspnoe von der Patientin abgelehnt. Klinisch bestand der dringende Verdacht auf ein metastasiertes Chorionkarzinom.

Eine Chemotherapie nach dem EMACO-Schema wurde eingeleitet. Bereits 3 Monate nach Beginn der Therapie war die Patientin progredient und die Chemotherapie wurde auf Cisplatin und Paclitaxel und nach 2 weiteren Monaten auf Doxorubicin und Bevacizumab umgestellt. Während dieser Therapie kam es zum stärksten Absinken des Beta-HCG-Wertes (19.000mIE/ml). Im Anschluss daran wurde erfolglos Etoposid und Bleomycin verabreicht. Zusätzlich entwickelte die Patientin eine Hypersensitivitätsreaktion auf Methotrexat und Ototoxizität auf Cisplatin. 11 Monate nach Therapiebeginn verstarb die Patientin im Rahmen der Grunderkrankung.

Schlussfolgerung:

Auch das EMACO-Schema war im vorliegenden Fall mit fulminantem Verlauf eines primär metastasierten Chorionkarzinoms nicht effektiv. Das beste Ansprechen zeigte Bevacizumab und Doxorubicin, einer Kombination der möglicherweise eine Rolle bei der Behandlung des chemoresistenten Chorionkarzinoms zukommen könnte?