Pneumologie 2012; 66 - P12
DOI: 10.1055/s-0032-1309179

Der ALK/MET-Inhibitor Crizotinib hemmt die Expression von ID1 (inhibitor of differentiation 1) und die Migration von Lungenkrebszellen

E Stutz 1, 2, SI Rothschild 1, 3, MF Fey 1, 2, M Gugger 4, MP Tschan 1, 2, O Gautschi 1, 5
  • 1Departement Klinische Forschung, Universität Bern, Schweiz
  • 2Medizinische Onkologie, Inselspital Bern, Schweiz
  • 3Medizinische Onkologie, Universitätsspital Basel, Schweiz
  • 4Institut für Pathologie, Inselspital Bern, Schweiz
  • 5Medizinische Onkologie, Luzerner Kantonsspital, Luzern, Schweiz

Einleitung: Die Fusion von ALK (anaplastic lymphoma kinase) mit EML4 (echinoderm microtubule-associated protein-like 4) wurde 2007 erstmals im Nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom (NSCLC) nachgewiesen. Der Nachweis der dadurch entstandenen ALK-Tyrosinkinase ist prädiktiv für eine Therapie mit dem ALK-Tyrosinkinaseninhibitor (TKI) Crizotinib (Xalkori®). ID1 und SRC sind in NSCLC häufig exprimiert. ID1 wird durch SRC reguliert. In dieser Studie haben wir den Effekt von Crizotinib auf die Expression von ID1 und die Zellmigration in NSCLC-Zelllinien untersucht.

Methoden: Zwei Zelllinien mit aktivierter ALK-Tyrosinkinase (H2228, H3122) und zwei ALK-negative Zelllinien (A549, H460) wurden mit Crizotinib, dem MET-Inhibitor PHA oder dem SRC-Inhibitor Saracatinib inkubiert. H460 exprimiert im Gegensatz zu A549 kein p-MET. Die Expression der ID1 mRNA wurde mit quantitativer Echtzeit-RT-PCR (qRT-PCR) gemessen, die Proteinexpression von p-ALK, ALK, p-MET, MET, p-SRC, SRC und ID1 wurde mit Western Blot detektiert. Die Migrationsexperimente mit A549 wurden mit einem Scratch-assay durchgeführt. Stabile MET-Knockdowns wurden mit shMET exprimierenden Lentiviren erzeugt.

Ergebnisse: Unter Crizotinib konnte in den ALK-positiven Zelllinien H2228 und H3122 eine dosisabhängige Reduktion der ID1 mRNA Expression sowie der Proteinkonzentrationen von p-MET und ID1 nachgewiesen werden. In H2228 verminderte Crizotinib zusätzlich die Expression von p-SRC. PHA und Saracatinib wiesen einen mit Crizotinib vergleichbaren Effekt auf die Regulation von ID1 auf. In A549 wurde die Expression von p-SRC und ID1 unter Crizotinib herunterreguliert. Sowohl Crizotinib als auch der stabile MET-Knockdown führten in H3122 zu einer leicht erniedrigten Expression von ID1, induzierten aber eine vermehrte Expression von p-SRC. In A549 führte sowohl Crizotinib, als auch der stabile MET-Knockdown zu einer verminderten Expression von ID1 und einer Hemmung der Migration.

Diskussion: Diese präklinischen Daten geben Grund zur Annahme, dass die Effekte von Crizotinib auf die Expression von ID1 und die Tumorzellmigration eher mit dem Vorhandensein von aktiviertem MET, als mit der ALK-Fusion assoziiert sind. Weitere Studien sollen klären, ob Crizotinib klinische Aktivität in ALK- negativen Tumorzellen mit aktiviertem MET hat und ob die kompensatorische Hochregulation von p-SRC eine Grundlage für eine Resistenz gegenüber MET-Inhibitoren bildet.