Z Geburtshilfe Neonatol 2012; 216 - P43
DOI: 10.1055/s-0032-1309135

Actim Partus Test® als Wegweiser zur differenzierten Therapie der drohenden weheninduzierten Frühgeburt

S Pelletier 1, A Keck 1, Y Garnier 1
  • 1Klinikum Osnabrück, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Zielsetzung:

Im Rahmen einer prospektiven Fall-Kontroll-Studie wird bei drohender weheninduzierter Frühgeburt unter Berücksichtigung des Actim Partus Tests® ein differenziertes Therapieprotokoll unter strenger Indikationsstellung für Bethametason- und Fenoterol-Gaben herangezogen. Untersucht wird, ob unter engmaschigen klinischen Verlaufskontrollen eine Schwangerschaftsprolongation im ausgewählten Kollektiv ohne medikamentöse Intervention erreichbar ist.

Methode und Patienten/Materialien:

Insulin-like growth factor-binding protein 1 (phIGFBP1) findet sich in der intakten Dezidua und tritt nur bei Beschädigung derselben aus. Es ist dann im Cervikalsekret mittels Actim Partus Test® nachweisbar. Die bisherigen Studien zeigten einen hohen NPV (92–98,5%) für die 7 folgenden Tage nach Testung. Ein akutes Frühgeburtsrisiko liegt nach negativem Testergebnis mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht vor.

300 wehende Patientinnen zwischen der 24+0 und 33+6 SSW mit einer Zervixlänge zwischen 15 bis 25mm bei negativem Actim Partus Test® werden unabhängig ihrer Anamnese und Komorbidität in die Studie aufgenommen. 200 Schwangere der Studiengruppe erhalten nach schriftlicher Einwilligung im Gegensatz zu 100 Kontrollgruppen-Patientinnen keine Bethametason- und Fenoterol-Gaben. Wöchentliche Verlaufskontrollen erfolgen, bei positivem Testergebnis erfolgt die klassische Therapie.

Resultate:

Im Zeitraum von November 2009 bis Oktober 2011 konnten 142 Frauen in die Studie eingeschleust werden (63 Patientinnen in der Studien- und 73 in der Kontrollgruppe). 138 Frauen erreichten die 34+0 SSW (Studiengruppe 100% (63/63), Kontrollgruppe 94,5% (69/73)). Der NPV beträgt 96,1% im Gesamtkollektiv; 97,6% bei Einlingsschwangerschaften.

In der Studiengruppe sehen wir bisher v.a. Patientinnen >30. SSW und einer Zervixlänge von >20mm. In der Kontrollgruppe sind mehr Patientinnen unterhalb der 28. SSW sowie Zervixverkürzungen unterhalb von 20mm eingeschleust worden.

Diskussion:

In der Studiengruppe gelang trotz aufgehobener Bettruhe und z.T. ambulanter Führung ein 100%iges Erreichen der 34+0 SSW. Das Wiederfinden der kleinen SSW und kurzen Zervixlängen in der Kontrollgruppe drückt die bisherige therapeutische Vorsicht in dieser Gruppe aus. Die Risikopatientin muss bei einem NPV von 96,1% engmaschig weiterkontrolliert werden, um eine optimale Therapieanpassung zu gewährleisten. So kann sich für die klinische Praxis hieraus der Verzicht auf Bethametason- und Fenoterolgaben oder zumindest die genauere Platzierung derselben innerhalb der Schwangerschaft entwickeln. Zudem trägt ein negatives Testergebnis zur psychischen Stabilisierung der Patientin bei.